Luther, ein Rebell für die Freiheit
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Sorsum. Was hat Martin Luther mit Inklusion zu tun? Für Ulrich Stoebe, Direktor der Diakonie Himmelsthür, eine ganze Menge: „Protestantismus und Inklusion stehen eng beieinander.“ Für Martin Luther verdanke sich die menschliche Existenz allein der Gnade Gottes, nicht den Leistungen und Erfolgen. Unterschiede zwischen den Menschen würden dadurch aus Gottes Sicht aufgehoben.
„Was Martin Luther mit seinen 95 Thesen losgetreten hat. Staunenswertes zur Reformation“, war Thema des Festvortrags beim 30. Freundesmahl der Freunde der Diakonie Himmelsthür. Der Freundeverein hatte den ehemaligen Landesbischof und jetzigen Abt des Klosters Loccum, Horst Hirschler, als Festredner gewonnen. Hirschler bewegte sich in seiner Rede in Luthers Biographie, zwischen seinen Schriften und den Aussagen von Zeitgenossen mit der Leichtigkeit dessen, der sich auf absolut vertrautem Terrain befindet. „Manchmal hatte man ja das Gefühl, Horst Hirschler ist dabei gewesen“, bedankte sich Walter Meyer-Roscher, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Diakonie Himmelsthür, im Anschluss.
Der Altbischof las einige der Thesen vor, ließ sich die für Luthers Zeitgenossen ungeheuerlichen Standpunkte auf der Zunge zergehen, offenbar immer wieder beeindruckt von der dahinter stehenden Entschlossenheit einer festen Überzeugung: „Man hat das Gefühl, während der schreibt, wird er immer frecher.“ Die Christen sollten ihr Geld lieber den Bedürftigen geben, anstatt es für Ablassbriefe zu verschwenden, heißt es da. Der Papst solle die Peterskirche lieber von seinem eigenen Geld finanzieren. Und schließlich: Gläubige Christen könnten selbst unter sich einen zum Predigen und Taufen berufen. Das könne auch ein einfacher Handwerker sein.
Ein unfehlbarer Supermann lasse sich aus Martin Luther nicht machen, erklärte Horst Hirschler. Doch Luther habe festgefügte Hierarchien in Zweifel gezogen. Er habe gehofft, dass sich die Kirche „zusammenreißt“, sich von innen heraus reformieren lasse. Da habe er die Standfestigkeit solcher Hierarchien unterschätzt. Was Luther losgetreten habe, beantwortete Horst Hirschler schließlich seine selbst gestellte Frage, das sei „die innere Freiheit eines Christenmenschen“.
Unter den rund 160 Gästen des Freundesmahls waren viele Wegbegleiter Horst Hirschlers; sie nutzten die Gelegenheit zu einem Austausch von Erinnerungen. Für ihn sei der Anblick der Michaeliskirche bei der Fahrt durch Hildesheim ein bisschen wie Nachhausekommen, sagte der einstige Landesbischof. Er freute sich daher besonders, dass der Bläserkreis St. Michael der Veranstaltung musikalisch den festlichen Rahmen gab. Außerdem erhielt auch der gemeinsame Chor der Luise-Scheppler-Schule und der Grundschule Sorsum lang anhaltenden Applaus für seinen Auftritt.
Es ist schon Tradition, dass die Festredner des Freundesmahls zum Dank ein Gemälde von einem Mitglied der Künstlergruppe „Wilderers“ erhalten. Hans-Joachim Teske hatte für Horst Hirschler das Bild „Martin Luther will gleich die Thesen anschlagen“ im Stil eines bunten Kirchenfensters gemalt. Martin Luther im Mittelpunkt des Gemäldes sieht aus, als wolle er gleich mal richtig mit der Faust auf den Tisch schlagen. Für den Kirchenbau im Hintergrund wählte der Künstler die Hildesheimer Andreaskirche als Modell.
Mitarbeitende der Diakonie Himmelsthür und viele ehrenamtliche Helfer servierten anschließend das Freundesmahl. Der Erlös dieses Jahres ist für ein inklusives Malwochenende mit den „Wilderers“ gedacht.
Kultur und Kommunikation/Wiebke BarthHans-Joachim Teske von der Künstlergruppe „Wilderers“ hat Martin Luther gemalt (links). Das Bild ist ein Dankeschön für den Festredner. Weiter von links: Walter Meyer-Roscher, Horst Hirschler, Ulrich Stoebe. Bild: Barth