Startseite Archiv Nachricht vom 19. November 2015

Migrationsforscher: In Integration muss investiert werden

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Osnabrück/Berlin (epd). Der Osnabrücker Migrationsforscher Jannis Panagiotidis ist optimistisch, dass Deutschland die Integration einer großen Zahl von Flüchtlingen bewältigen kann. "Man kann das schaffen, man muss aber Geld in die Hand nehmen", sagte Panagiotidis am Rande einer Fachtagung in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aus der Einwanderungswelle der Aussiedler vor rund 25 Jahren könnten wichtige Lehren für die heutige Situation gezogen werden, erläuterte der Juniorprofessor für russlanddeutsche Migration und Integration an der Universität Osnabrück. Die Fachtagung zu Russlanddeutschen wurde von Forschungseinrichtungen aus Osnabrück, Oldenburg und Lüneburg in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin ausgerichtet.

Gerade zu Beginn dürfe die Politik Ausgaben für staatliche Integrationshilfen nicht scheuen. "Investitionen, die man da nicht tätigt, hat man später als Folgekosten für Sozialleistungen, Sozialarbeiter und Polizisten", unterstrich Panagiotidis. Dies sei eine wichtige Lehre aus den 1990er Jahren, als Hilfen für Hunderttausende Spätaussiedler gestrichen wurden, obwohl immer mehr Russlanddeutsche mit schlechten Deutschkenntnissen darunter waren. "Das war fatal. Da wurden die Hilfen am meisten gebraucht." Damals seien etwa Sprachkurse zum Teil stark reduziert worden.

Die Integration der Aussiedler sei im Großen und Ganzen aber erfolgreich gewesen, sagte Panagiotidis. Sie hätten heute eine ähnliche Beschäftigungsquote und verdienten im Durchschnitt fast so viel wie Deutsche, die im Land geboren seien. Bei vielen Sozialdaten wie etwa Schulabschlüssen stünden Aussiedler besser da als andere Migrantengruppen. Wichtig dafür sei die klare Bleibeperspektive gewesen, die die Aussiedler aus Osteuropa mit der deutschen Staatsangehörigkeit erhalten hätten.

Seit 1987 seien rund drei Millionen Deutsche aus Polen, Rumänien und den Ländern der früheren Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Dass dabei auch sogenannte Parallelgesellschaften entstanden seien, habe sich auf die Integration sogar positiv auswirken können. Die damals oft als "Russengettos" bezeichneten Stadtteile mit hohem Aussiedleranteil oder feste freikirchliche Gemeinschaften auf dem Lande hätten den Einwanderern vertraute Sozialstrukturen, emotionalen Halt und pragmatische Hilfen geboten, erläuterte der Migrationsforscher. Solche "Kolonien" seien kein strukturelles Integrationshindernis und lösten sich bei voranschreitender wirtschaftlicher Integration langsam auf.

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Integrationskurs für Flüchtlinge in Frankfurt, Bild: Thomas Rohnke/epd-bild