Startseite Archiv Nachricht vom 18. November 2015

Ministerpräsident ruft am Bußtag zu kritischem Umgang mit Bildern auf

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Hannover (epd). Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat am Buß- und Bettag in Hannover zu einem kritischen Umgang mit Bildern aufgerufen. Weil sagte, die Gefahr der Manipulation inmitten der allgemeinen Bilderflut sei groß wie nie. Sie reiche von der Auswahl bis zur perfekten Fälschung, unterstrich der Politiker in einem Gottesdienst in der Neustädter Hof- und Stadtkirche: "Alles, was uns Bilder zeigen, kann richtig sein, aber eben auch das glatte Gegenteil."

Auch die eigenen Vorstellungen, Haltungen und Meinungen müssten immer wieder hinterfragt werden. Den Bibelvers "Du sollst dir kein Bild machen" interpretiere er als Aufforderung, sagte Weil in einer Dialog-Predigt mit der evangelischen Regionalbischöfin Ingrid Spieckermann: "Hüte dich vor einem vorschnellen Urteil, bilde dir deine eigene Meinung und ändere sie auch, wenn sie nicht stimmt."

Spieckermann verwies auf die "enorme Kraft", die Bilder entwickeln könnten. Als Beispiel nannte sie die Fotos zur französischen Trikolore, die seit den Terroranschlägen von Paris um die Welt gingen: "Wir brauchen Bilder."

Sie seien ein "Ausschnitt, ein Hilfsmittel, ein Orientierungsversuch", sagte die evangelische Theologin. Gerade die Flüchtlingssituation verdeutliche jedoch, dass Menschen auch im übertragenen Sinne Bilder bräuchten. So hänge viel davon ab, welche Bilder sich die Deutschen von den Beweggründen der Flüchtlinge machten: "Von dem Terror, vor dem sie fliehen, und der mittlerweile auch bei uns nahe ist, wo sie Zuflucht suchen."

Der Gottesdienst war der Abschluss einer Predigtreihe des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister und den sechs Regionalbischöfen der Landeskirche. In der Reihe sprachen die Theologen über das Thema "Reformation - Bild und Bibel". Der Buß- und Bettag thematisiert die Frage der Schuld und des christlichen Umgangs mit ihr in Buße, Beichte und Gebet. 1532 im reformatorischen Straßburg offiziell eingeführt, wurde der Feiertag 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen ersatzlos gestrichen. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung.

Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
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Ministerpräsident Stephan Weil hielt beim Buß- und Bettagsgottesdienst in der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover die Predigt gemeinsam mit Regionalbischöfin Dr. Ingrid Spieckermann. Bild: Cordula Paul

Das Stichwort: Buß- und Bettag

Besinnung, kritische Lebensbilanz und Neuorientierung steht in der evangelischen Kirche am Buß- und Bettag im Mittelpunkt. Begangen wird der Gedenktag am ersten Mittwoch nach dem Volkstrauertag. Versagen und Schuld sowie Versäumnisse und Fehlentscheidungen werden vor Gott zur Sprache gebracht. Durch diesen Akt der Befreiung soll zugleich Trost und Hoffnung vermittelt werden.

Der Feiertag dient zudem dem Nachdenken über gesellschaftliche Irrtümer wie Umweltzerstörung und die Ausgrenzung von Armen und Obdachlosen. 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde der rein protestantische Buß- und Bettag 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen ersatzlos gestrichen. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung.

Doch auch wenn der Bußtag kein staatlicher Feiertag mehr ist, hat er seinen festen Platz im Kirchenjahr nicht verloren. Viele Gemeinden laden meist am frühen Abend zu Andachten ein, um auch Berufstätigen die Teilnahme zu ermöglichen.

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