Startseite Archiv Nachricht vom 15. November 2015

EKD-Chef: Paris ändert nicht alles

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Hannover (epd). Die Terroranschläge von Paris dürfen nach Ansicht der evangelischen Kirche nicht für einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik instrumentalisiert werden. "Paris ändert nicht alles", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Montag auf NDR Info-Radio. Die Flüchtlinge aus Syrien oder dem Irak seien genau vor diesen Schrecken geflohen. Deswegen könne die Konsequenz aus den Anschlägen nicht sein, ihnen gegenüber härter zu begegnen.

Die Kirchen werben laut Bedford-Strohm mit Nachdruck dafür, dass der Mensch in der Diskussion im Mittelpunkt stehe. Empathie müsse der Grundton aller Debatten sein. Das sei mit dem christlichen Glauben untrennbar verknüpft.

Nach den Terroranschlägen war in Deutschland eine Debatte über den richtigen Kurs in der Flüchtlingspolitik entbrannt. Unter anderem hatte Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) verlangt, die Zeit unkontrollierter Zuwanderung könne so nicht weitergehen. "Paris ändert alles", sagte er.

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Heinrich Bedford-Strohm, Bild: Norbert Neetz, epd-bild

Hannoverscher Friedenspastor ruft zu Versöhnung trotz Terror auf

Hannover (epd). Der Friedensbeauftragte der hannoverschen Landeskirche, Lutz Krügener, hat am Volkstrauertag auch an die Opfer der Attentate von Paris erinnert. "Dieser Gottesdienst, den wir als Friedensgottesdienst feiern, wird überschattet von den Terroranschlägen, von dem Leid, das über so viele Menschen gebracht wurde, von dem Schrecken, in den auch wir versetzt werden sollen", sagte der evangelische Pastor am Sonntag in der Marktkirche in Hannover.

Christinnen und Christen dürften sich jedoch niemals die Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern nehmen lassen. "Ansonsten siegen die Terroristen über unsere wichtigsten Werte, wie sie in Frankreich erstritten wurden: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - für wirklich alle Menschen", betonte Krügener. Hass dürfe nicht mit Hass beantwortet werden und Gewalt nicht mit Gewalt.

"Wir müssen umso mehr die Fähigkeit bewahren, den Menschen, die vor den Terroristen fliehen, bei uns Schutz und Heimat zu geben", sagte der Pastor und fügte hinzu: "Vielleicht verstehen wir jetzt sogar besser, warum sie ihre Heimat verlassen müssen und unseres bedingungslosen Schutzes bedürfen." Diese Menschen seien "unter die Räuber des Krieges, der Ungerechtigkeit, des Rassismus, der Naturkatastrophen gefallen". Sie brauchten jetzt den kraftvollen Optimismus von Jesus, der bei der Speisung der 5.000 mit fünf Broten zeigte: "Wir schaffen das!"

Die bundesweite 36. Ökumenische Friedensdekade der christlichen Kirchen in Deutschland beschäftigt sich vom bis zum 18. November unter dem Titel "Grenzerfahrungen" vor allem mit dem Schicksal von Flüchtlingen. In vielen Gemeinden finden dazu Friedensgebete und Gottesdienste, Veranstaltungen und Aktionstage statt.

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