Startseite Archiv Nachricht vom 13. November 2015

Religionsvertreter gegen "Stimmungsmache" auf Kosten von Flüchtlingen

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Hannover (epd). Vertreter der Religionsgemeinschaften haben die Politiker vor einer "Stimmungsmache" auf Kosten von Flüchtlingen gewarnt. Die Religionen müssten sich dagegen wehren, dass "Ängste und radikale Strömungen" gezüchtet würden, sagte der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke in Hannover beim Jahrestreffen des "Rates der Religionen in Deutschland". Dabei kamen bundesweite Repräsentanten der verschiedenen Religionsgemeinschaften zu einem Austausch zusammen.

Auch die Religionen müssten darauf achten, dass sie ihrer Rolle als "Anwälte für Schwache" gerecht würden. "Die Religionen machen zwar nicht die Politik", mahnte Jaschke. "Aber sie sind für den Grundton einer Gesellschaft ganz wichtig - ob Flüchtlinge eine Bedrohung für uns sind oder dass wir sie willkommen heißen."

Zekeriya Altug von der islamischen Organisation "Ditib" betonte, in der Flüchtlingsdiskussion müssten in erster Linie die hilfesuchende Menschen im Zentrum stehen. "Wir wachsen momentan in dieser Situation als Gesellschaft zusammen", sagte Altug. "Zum ersten Mal haben sich Muslime in Deutschland als Einheimische gefühlt, die neue Menschen willkommen heißen." Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl sei eine Chance für die Zukunft.

Deutlich wandten sich alle Vertreter des "Rates der Religionen" gegen Forderungen, christliche und muslimische Flüchtlingsgruppen in den Aufnahmeeinrichtungen zu trennen, um Konflikte zu vermeiden. "Das Schicksal der Menschen, die zu uns kommen, ist menschlich gesehen so groß, dass die religiösen Fragen einstweilen zurücktreten können", sagte der Kassler evangelische Bischof Martin Hein. Zwar müssten Konflikte zwischen Flüchtlingsgruppen offen angesprochen werden. "Es handelt sich aber um Einzelfälle."

Burhan Kersici vom Islamrat fürchtet, eine solche Trennung nach Religionen könne der Anfang einer tiefer gehenden Spaltung sein. Sie werde sich dann möglicherweise im Kindergarten und in der Schule fortsetzen. "Irgendwann hat man die ganze Gesellschaft getrennt."

Professor Wolfgang Reinbold vom "Haus der Religionen" in Hannover warnte davor, in die "Identitätsfalle" zu tappen. Konflikte in Flüchtlingsunterkünfte drehten sich meist um Alltagsfragen. Sie mit der Religionszugehörigkeit zu verknüpfen, könne zu einer "selbsterfüllenden Prophezeiung" werden. Zum "Rat der Religionen in Deutschland" gehören auch Vertreter von Juden, Buddhisten und Bahai.

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