Dynamisches Duo - Heinrich Bedford-Strohm an EKD-Spitze bestätigt - Annette Kurschus wird Stellvertreterin
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Corinna Buschow (epd)
Heinrich Bedford-Strohm ist als Spitzenrepräsentant der deutschen Protestanten wiedergewählt worden. Die Zustimmung auf der Synode war groß - und auch die Gefühle waren es. Selbst den fröhlichen Theologen ließ das Wahlergebnis kurz verstummen.
Bremen/Hannover (epd). Heinrich Bedford-Strohm ist nach seiner Wiederwahl zum Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sichtlich bewegt. 124 von 125 gültigen Stimmen entfielen am Mittwoch bei der Synodentagung in Bremen auf ihn. Nur ein Nein gab es. Der 55-Jährige schüttelt ungläubig den Kopf. "Ein riesiger Rückenwind", sagt er in seiner kurzen Rede, in der er vor allem denen dankt, die seine Arbeit privat stützen: seinen drei Söhnen und seiner aus den USA stammenden Frau Deborah. Er heiße nun einmal nicht Müller, Meier, Schmidt. "Meinen Namen gibt es nur einmal auf der Welt", sagt Bedford-Strohm. Alle, die ebenso heißen, stünden mit im öffentlichen Interesse.
Unvorbereitet war die Familie auf die Wahl des bayerischen Landesbischofs in das höchste Amt der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht. Als Bedford-Strohm nach dem Rückzug Nikolaus Schneiders vor einem Jahr in Dresden zum Interims-Ratsvorsitzenden gewählt wurde, schienen die Weichen bereits gestellt. Das Bremer Votum beweist nur nochmals die Beliebtheit des sympathischen Bayern mit der markanten roten Brille. Vielleicht nicht einmalig, aber selten ist in der vielfältigen protestantischen Landschaft der starke Rückhalt für Bedford-Strohm.
An der Spitze der 22,5 Millionen Protestanten steht Bedford-Strohm künftig gemeinsam mit der westfälischen Präses Annette Kurschus. Die 52-Jährige wurde mit 118 Stimmen zur stellvertretenden Ratsvorsitzenden gewählt. Bedford-Strohm und Kurschus demonstrierten am Mittwoch Einigkeit. Nebeneinander saßen sie in der ersten Reihe, steckten die Köpfe über Unterlagen zusammen. Sie sind gewinnende Charaktere. Dynamisch spurteten beide zur Dankesrede ans Rednerpult. Sie strahlen Aufbruch aus, den sich die evangelische Kirche wünscht.
Bereits am Dienstag, als bei der Synode in Bremen der komplette Rat der EKD neu gewählt wurde, deuteten alle Signale auf das Führungsduo. Mit den besten Stimmenergebnissen zogen Bedford-Strohm und Kurschus direkt im ersten Wahlgang in das Leitungsgremium ein. Das war nicht überraschend, selbstverständlich aber dennoch nicht. Bis der Rat mit seinen insgesamt 15 Mitgliedern komplett war, vergingen immerhin elf Wahlgänge und mehr als zwölf Stunden.
Bedford-Strohm und Kuschus sind nun für sechs Jahre gewählt. Nach den Personalwechseln der vergangenen Jahre - zunächst der Rücktritt der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmanns 2010 und dann der Rückzug Schneiders - gibt es in der evangelischen Kirche damit Hoffnung auf Kontinuität.
Dass sich zwei rhetorische versierte wie den Menschen zugewandte Theologen mittleren Alters den Herausforderungen stellen, könnte ebenso im Sinne der Synode sein. Denn die Aufgaben sind groß: Kirchenaustritte beschäftigen die Protestanten, und das 500. Reformationsjubiläum 2017 bleibt eine Mammutaufgabe. Auch die Diskussion um den Umgang mit der steigenden Zahl von Flüchtlingen wird nicht einfacher. Die Asylpolitik ist ein Herzensanliegen Bedford-Strohms. Auch Annette Kurschus nutzte vor kurzem ihre Gelegenheit in einem ZDF-Fernsehgottesdienst, die Flüchtlingshelfer vor Entmutigung zu warnen.
Damit warten schwierige Themen auf die beiden nun wichtigsten Köpfe der deutschen Protestanten. Bedford-Strohm scheint zu ahnen, dass er seine Frau und seine Söhne da auch weiter als Stützen braucht. Selbst dem eloquenten und fröhlichen Theologen mit einem Namen, wie es ihn nur einmal auf der Welt gibt, brach die Stimme, als er sagte, wie "ungeheuer dankbar" er für deren Halt sei.