Startseite Archiv Nachricht vom 05. November 2015

Unierte Landeskirchen beraten über Vertiefung des Verbindungsmodells - Lutherische Generalsynode wählt neun Mitglieder für Kirchenleitung

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Bevor die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ab Sonntag eine neue Führungsspitze bestimmt, beraten in Bremen die konfessionellen Bünde. Die Lutheraner wählten ihre Kirchenleitung, die Unierten sprachen über "Kirchengemeinschaft leben".

Bremen (epd). Vertreter der zwölf unierten Landeskirchen in Deutschland haben am Freitag in Bremen mit den Beratungen auf ihrer Jahrestagung begonnen. Im Mittelpunkt der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen (UEK) steht ein theologischer Grundlagentext zum Thema "Kirchengemeinschaft leben und gestalten". Mit der Wahl von neun Mitgliedern in die Kirchenleitung setzte die Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ihre Beratungen fort.

Als Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen sagte der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad in seinem Bericht vor der Vollkonferenz, bei der Fortentwicklung des Verbindungsmodells gehe es nicht nur um die Zusammenführung der drei Kirchenämter, sondern auch um die Änderung der Grundordnung der EKD. Diese ziele darauf ab, dass die EKD als Gemeinschaft lutherischer, reformierter und unierter Landeskirchen selbst Kirche sei und dies ausdrücklich benannt werde. Alle zwölf Mitgliedskirchen der Union Evangelischer Kirchen hätten dieser Initiative zugestimmt. Schad sprach in diesem Zusammenhang auch von "Rückfragen und Bedenken" einiger lutherischer Kirchen. Vorbehalte gegen das Vorhaben, die EKD zur Kirche zu erklären, gibt es offensichtlich in der sächsischen und württembergischen Landeskirche.

Hintergrund ist die kirchenpolitische Debatte über das Verbindungsmodell, mit dem die konfessionellen Zusammenschlüsse der unierten und lutherischen Landeskirchen sowie die EKD eine engere Kooperation und bessere Koordination anstreben. Auf der am Sonntag in Bremen beginnenden EKD-Synodentagung wird der oberste Repräsentant der rund 22,5 Millionen deutschen Protestanten neu bestimmt. Seit November 2014 steht der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm als Ratsvorsitzender an der Spitze der EKD

Das lutherische Kirchenparlament wählte drei ordinierte und sechs nichtordinierte Synodale in das 13 Mitglieder zählende Gremium. Gewählt wurden Pastor Jens Hauschild (Schaumburg-Lippe), Pröpstin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Mitteldeutschland) und Pfarrer Harald Welge (Braunschweig).

Als nichtordinierte Mitglieder gehören Susanne Böhland und Merle Fromberg (beide Nordkirche), Hans-Peter Hübner (Bayern), Jürgen Schneider und Henning Schulz-Drude (beide Hannover) sowie Klaus Schurig (Sachsen) dem Gremium an. Für die Bischofskonferenz sind der Leitende lutherische Bischof Gerhard Ulrich auf der Nordkirche, die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann und der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, Mitglied der Kirchenleitung. Überdies hat Wilfried Hartmann als Präsident der Generalsynode einen Sitz in dem Leitungsgremium, das sechsmal im Jahr tagt.

In der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands sind sieben lutherische Landeskirchen mit zusammen rund 9,5 Millionen Gläubigen verbunden. Die lutherische Generalsynode hat das Schwerpunktthema "Reformationsjubiläum 2017 - Christlicher Glaube in offener Gesellschaft". Am Reformationstag 2016 ist im schwedischen Lund eine internationale ökumenische Veranstaltung zu 500 Jahre Reformation geplant. Initiatoren sind der Lutherische Weltbund und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen, wie Anne Burghardt, Ökumene-Referentin des Weltbundes, mitteilte. Danach soll am 31. Oktober nächsten Jahres ein gemeinsamer Gottesdienst in Lund stattfinden, an den sich ein Symposium anschließt.

Der Lutherische Weltbund und die römisch-katholische Kirche hatten 2013 eine erste gemeinsame Schrift zur Geschichte der Reformation präsentiert. In dem Dokument "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" werden sowohl die positiven Aspekte der Reformation gewürdigt als auch die tragischen Folgen der Kirchenspaltung benannt. Zudem wird betont, dass das Reformationsgedenken für Lutheraner wie Katholiken ein wichtiger Anlass sei, neu über den Glauben nachzudenken. Im Sommer gab es Spekulationen, dass Papst Franziskus anlässlich der gemeinsamen Veranstaltung von Lutheranern und Katholiken im Herbst 2016 nach Lund reisen könnte. Auch in Deutschland planen die evangelische Kirche und die katholischen Bischöfe eine Reihe von Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Jubiläum.

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