Telefonseelsorge blickt 2016 auf 60 Jahre zurück
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Im kommenden Jahr feiert die TelefonSeelsorge ihr 60-jähriges Jubiläum. Zum Auftakt hat die TelefonSeelsorge in Deutschland am Montag, dem 2. November, Leitungskräfte der Kirche zu einem Aktionstag unter dem Motto „Leitung an die Leitung“ eingeladen. Evangelische wie katholische Bischöfe waren ebenso wie Präsides und andere Kirchenleitungen zu Gast in einer der 105 TelefonSeelsorge-Stellen im Bundesgebiet, um sich von der Arbeit der beinahe 8.000 Ehrenamtlichen in Deutschland ein Bild zu machen.
Im Zentrum des Gesprächs in der hannoverschen Zentrale stand die ganz konkrete Alltagswirklichkeit der Gespräche am Telefon. Dabei ging es sowohl um die hohe Anzahl der Telefonate als auch um die Anliegen der Anrufenden. Themen wie tiefe Vereinsamung, Trauer um verloren gegangene Angehörige, aber auch Trauer, Ärger oder Wut über ein verpfuschtes Leben begegnen die Ehrenamtlichen nahezu in jeder Telefonschicht, die sie absolvieren.
Christian Voigtmann, der Leiter der TelefonSeelsorge Hannover zeigte sich erfreut über den Besuch von Landesbischof Ralf Meister und seine Bereitschaft, sich an das Seelsorgetelefon zu setzen. „Es ist wichtig, dass die Kirchenleitung über die Arbeit der TelefonSeelsorge gut informiert ist. Nur so kann sichergestellt werden, dass ausreichend Finanzen bereitgestellt werden, damit diese Arbeit auch in Zukunft wahrgenommen werden kann“, sagt Christian Voigtmann. Außerdem werde auf dieser Weise der Arbeit der Ehrenamtlichen Wertschätzung entgegengebracht.
Im Gespräch des Landesbischofs mit einer Gruppe ehrenamtlicher TelefonSeelsorger war deren eindeutiges Votum, dass ihnen bei der Arbeit wieder klar werden, wie sinnvoll ihr persönlicher Einsatz am Telefon sei. „Dass, was wir an Zeit und Geduld dafür einsetzen, bekommen wir vielfach zurück, wenn nach einem Gespräch der Gesprächspartner „Danke!“ sagt“, fasste es eine Mitarbeiterin zusammen.
Der hannoversche Landesbischof, Hanns Lilie, hatte von einer England Reise die Idee zur Gründung der TelefonSeelsorge mitgebracht. In Berlin wurde 1956 das erste Seelsorge-Telefon geschaltet. 1957 folgte Kassel. Bei den norddeutschen Landeskirchen war es zunächst 1959 Hamburg, 1960 Kiel, 1961 Hannover und Lübeck, die sich für das Angebot der TelefonSeelsorge entschieden. 1963 kamen auch Bremen und 1967 Braunschweig dazu.
Inzwischen sind die TelefonSeelsorgestellen längst nicht nur dort angesiedelt, wo die landeskirchlichen Verwaltungszentralen ihre Standorte haben. So gibt es in der Hannoverschen Landeskirche neben Hannover sowohl in Göttingen, als auch in Osnabrück, Wolfsburg, Soltau und Bad Bederkesa Standorte, an denen Ehrenamtliche für Telefonate zur Verfügung stehen.
In der hannoverschen Landeskirche sind fast 500 Ehrenamtlichen im Einsatz und führen jährlich etwa 90.000 Gespräche, von denen etwa 60.000 wirkliche Seelsorgegespräche sind . Der dafür notwendige Personalstand ist nur deshalb zu halten, weil einmal im Jahr in jeder der sechs TelefonSeelsorgestellen ein neuer Kurs für Mitarbeiter der TelefonSeelsorge angeboten wird, bei dem die künftigen Gesprächspartner am Telefon lernen, auch in schwierigen Situationen bestehen zu können.
Neben dem Angebot, am Telefon seine Probleme zu äußern, hat sich in den letzten 20 Jahren auch die Chat-Seelsorge entwickelt. Zwar ist die TelefonSeelsorge bereits ein niederschwelliges Angebot, weil der Anrufer zwar redet, aber anonym bleibt. Im Chat-Room braucht der Ratsuchenden nicht einmal zu reden, was in Krisensituationen unter Umständen noch leichter fällt.
(Horst Voigtmann)
Landesbischof Ralf Meister mit den hauptamtlichen Mitarbeitenden der Telefonseelsorge, v.links Birgit Wohlert, Anke Meyer-Wenzel und Christian Voigtmann, im Hintergrund die ehrenamtlich Mitarbeitenden aus der Gesprächsrunde. Foto: Horst Voigtmann