EKD wendet sich an die Spätaussiedler und Heimatvertriebenen
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Hannover. In Gedenken an die Ostdenkschrift vor 50 Jahren hat sich der Beauftragte des Rates der EKD für Fragen der Spätaussiedler und der Heimatvertriebenen, Kirchenpräsident i. R. Helge Klassohn, in einem Brief an die deutschen evangelischen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler gewandt, um zu den vielfältigen Fragen von Flucht und Vertreibung Stellung zu beziehen.
„Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung der Deutschen aus dem Osten vor 70 Jahren mahnt uns, gemäß dem Evangelium von Jesus Christus für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzutreten“, erklärte Klassohn. Dabei nahm er Bezug auf die 1965 veröffentlichte EKD-Denkschrift „Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“.
Er erinnerte an die Ereignisse, Unrechtstaten und Opfer im Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung der Deutschen. Das bedeute keinesfalls, „die geschichtlichen Zusammenhänge und die deutsche Verantwortlichkeit für die Shoah und für den seit der ersten Stunde des Zweiten Weltkrieges gegen die Völker im Osten Europas geführten Eroberungs- und Vernichtungskrieg zu leugnen oder relativieren zu wollen“, erklärte Klassohn. 20 Jahre nach Kriegsende habe die „Ostdenkschrift“ sowohl die während des Krieges von Deutschen an den östlichen Nachbarvölkern und an den Juden verübten Verbrechen als auch das den Deutschen im Osten mit ihrer völkerrechtswidrigen Vertreibung nach dem Kriege zugefügte schwere Unrecht sowie die Mängel und Versäumnisse bei ihrer Integration in die deutsche Nachkriegsgesellschaft deutlich beim Namen genannt.
„Viele von den schockierten und traumatisierten Vertriebenen brauchten aber unter dem Eindruck der durchlittenen menschlichen Katastrophe und des ihnen widerfahrenen Unrechts mehr Zeit zur Trauer und weiter Raum zur Klage, so dass sie sich von der evangelischen Kirche mehr politisch gedrängt als seelsorgerlich verstanden fühlten. In vielen von ihnen blieb eine tiefe Enttäuschung über ihre Kirche, manche haben sich von ihr auch abgewandt“, so Klassohn.
Zugleich bleibe festzuhalten, dass die deutschen evangelischen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler einen kaum zu überschätzenden Zugewinn für den Neuaufbau der Gemeinden in der Zeit nach dem Kriege und für das heutige Leben unserer Kirche erbracht hätten.