Startseite Archiv Nachricht vom 02. Oktober 2015

Diakonie sucht Pflegefamilien für unbegleitete Flüchtlingskinder

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Hannover (epd). Mit einer eigenen Initiative will die Diakonie in Hannover das Jugendamt bei der Suche nach Pflegefamilien für unbegleitete Flüchtlingskinder unterstützen. "Jedes Kind, das vermittelt wird, hilft", sagte Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes am Freitag dem epd in Hannover. Die Betreuung allein reisender Kinder und Jugendlicher sei in einer Pflegefamilie viel individueller als in einer stationären Wohnung der Jugendhilfe. "Wir brauchen dringend Familien, die bereit sind, diese Jugendlichen aufzunehmen."

In der niedersächsischen Landeshauptstadt leben nach Angaben des Pastors zurzeit rund 300 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Doch nur wenige konnten bisher in eine Pflegefamilie vermittelt werden. Die Diakonie will interessierte Familien auch umfassend beraten und begleiten. "Weil die Eltern sonst völlig überfordert wären in dieser Situation", erläuterte Müller-Brandes. Sie müssten sich auf die meist gänzlich andere Kultur des Gastkindes und auf viel Papierarbeit einstellen. Das Diakonische Werk habe aber genug Erfahrung mit diesen Herausforderungen.

In Deutschland lebten nach Diakonie-Angaben Ende 2014 insgesamt rund 18.000 Minderjährige, die ohne ihre Eltern auf der Flucht waren. Die meisten von ihnen sind 16 oder 17 Jahre alt und stammen aus Afghanistan, Syrien, Somalia und Eritrea. Viele hatten auf der Flucht oder in ihrem Heimatland traumatisierende Erlebnisse.

Im laufenden Jahr werden nach Schätzungen von Fachleuten in Deutschland insgesamt bis zu 30.000 weitere allein reisende Jugendliche erwartet. Sie steuern in der Regel große Städte wie Hamburg oder München an. Durch eine Gesetzesnovelle muss Niedersachsen 2016 mit mindestens 1.200 Zuweisungen rechnen.

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Rainer Müller-Brandes; Bild: Diakonisches Werk Hannover