Startseite Archiv Nachricht vom 30. Oktober 2015

Landesbischof fordert sorgfältigen Umgang mit Bildern

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Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister fordert unter anderem im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise eine Selbstkontrolle im Umgang mit Bildern. Es mache ihn zornig, wenn mit Bildern die Würde von Menschen verletzt werde, sagte Meister am Samstagabend in einem Gottesdienst zum Reformationstag in Hannover. Es gehe ihm nicht um ein Verbot von Bildern, betonte der evangelische Theologe laut Manuskript: "Das wäre naiv, es spricht nur für einen sehr sorgfältigen Umgang mit ihnen."

Bilder bestimmten Denk- und Glaubensgewohnheiten, sagte Meister. "Manche Bilder der Gewalt sind oft selbst gewalttätig, weil sie Menschen zum zweiten Mal kränken, verletzen und töten." Der Bischof erinnerte in diesem Zusammenhang an das veröffentlichte Bild der Leiche des früheren CDU-Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel. Damit sei damals ein Tabubruch begangen worden. Barschel war im Zuge einer politischen Affäre 1987 tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden worden.

"Ich würde viele Bilder verbieten, die die Würde von Menschen missachten", bekräftigte Meister in seiner Predigt. Jeden Tag finde er beim Durchblättern der Tageszeitungen dafür Beispiele, "ganz zu schweigen von den Fernsehbildern".

Bilder seien niemals neutral. Sie zeigten eine persönliche Auswahl und darin Neugier oder Interesse. "Aber auch Darstellungsdrang genauso wie Häme, Missgunst, Mitleid, Zuneigung oder Neid oder Hass." Das in der Reformation aufgekommene Bilderverbot ermahne bis heute dazu, danach zu fragen, wie Bilder emotional aufgeladen seien: "Nur wenn wir vom Weiterleben der Bilder sprechen, von ihrer Macht, von ihrem Horror oder ihrem romantischem Glück in unserer Seele, nur dann sprechen wir über den Sinn oder Unsinn von Bilderverboten."

Im 16. Jahrhundert entfernten radikale Reformatoren Darstellungen Christi aus den Kirchen, weil sie allein Gottes Wort gelten ließen. Martin Luther (1483-1546) plädierte dagegen für einen differenzierten Umgang mit Bildern. Während gemäßigte Reformatoren um Luther Bilder für pädagogische Zwecke erlaubten, forderten andere wie Ulrich Zwingli und Johannes Calvin ein völliges Bilderverbot.

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