Neues Seniorencafé der Diakoniestation
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Bockenem. Früher ist Hildegard Lauenburger öfter mit ihrem Rollator in Bockenem unterwegs gewesen. Aber jetzt geht sie nicht mehr alleine los, sie fühlt sich zu unsicher auf den Beinen. Zum Seniorencafé der Diakoniestation Hildesheimer Land kommt sie trotzdem. Denn dorthin werden alle Gäste auf Wunsch von zu Hause abgeholt und bis vor die Tür gefahren. Da empfängt sie schon Pflegekraft Manuela Grudzienski mit einem freundlichen Lächeln. Wäre der Bringdienst nicht, „dann würde ich nicht kommen“, sagt Hildegard Lauenburger.
Sie würde einen heiteren und anregenden Nachmittag in netter Gesellschaft verpassen. Der Seniorennachmittag ist ein neues Angebot der Diakoniestation Hildesheimer Land, das in Bockenem alle zwei Wochen, in Hoheneggelsen einmal im Monat jeweils montags von 14 bis 16 Uhr stattfindet. Schon längere Zeit hat die Diakoniestation gute Erfahrungen mit dem MemoCafé für an Demenz erkrankte Menschen gemacht. Doch gibt es einige Kunden und Kundinnen der Pflegestation, die sind vielleicht nicht mehr so gut zu Fuß, haben gesundheitliche Einschränkungen, sind aber doch geistig rege. Die fühlten sich im MemoCafé fehl am Platz, berichtet Anneliese Heidrich, Leiterin der Diakoniestation Hildesheimer Land. Sie wünschen sich an einem Kaffeenachmittag Anregung, Denkanstöße und gute Gespräche.
Das Pflegestärkungsgesetz I mache ein passendes Angebot für diese Bedürfnisse nun möglich, erklärt Anneliese Heidrich. Seit Januar dieses Jahres stehen allen, die in einer Pflegestufe sind, 104 Euro Entlastungsgeld im Monat zur Verfügung für Hilfen im Haushalt, Begleitung auf notwendigen Wegen, aber eben auch für Seniorennachmittage. Das Geld ist zweckgebunden, wird nicht einfach als Zuschuss zum Pflegegeld ausgezahlt. Aus diesem Budget können die Kunden und Kundinnen der Diakoniestation die Teilnahmegebühr für das Seniorencafé bezahlen – einschließlich Fahrdienst, Begleitung durch eine Pflegekraft sowie Kaffee und Kuchen oder kalte Getränke sind das 27,60 Euro pro Treffen. „Wir können das so günstig anbieten, weil wir auch ehrenamtliche Unterstützung haben“, sagt Anneliese Heidrich.
Nach und nach treffen die Gäste ein; sieben sind es heute, meist kommen zehn bis zwölf. Obwohl das Laufen ihr nicht leicht fällt, geht Doris Gropp zu Fuß, solange es nicht stürmt oder schneit: „Ich kenne schon alle Schleichwege.“ Die meisten werden aus ihren Heimatorten abgeholt, wohnen nicht nur in Bockenem, auch in Volkersheim, Bönnien, Ortshausen oder Bodenstein.
Heinz Linde und Hans Günther kommen gemeinsam mit Frank Schneider zur Tür herein. Frank Schneider hilft ehrenamtlich mit beim Seniorennachmittag, übernimmt Fahrdienste und hat schon die Tafel für das spätere Stadt-Land-Fluss-Spiel aufgestellt. Die Männer werden ganz selbstverständlich auf ihre gewohnten Plätze geleitet. „Wie, habe ich hier schon einen Stammplatz? Ich war doch erst zweimal da“, witzelt Hans Günther. Er erzählt und scherzt gern und lockert sehr schnell die Runde auf.
Im Gemeindehaus neben der Pankratiuskirche ist der Tisch schon herbstlich dekoriert mit Kastanien und Walnüssen, Mais und Quitten. Es braucht nur ein paar kleine Anstöße von Manuela Grudzienski, um darüber das Gespräch in Gang zu bringen. Einige der Besucherinnen und Besucher haben früher in der Landwirtschaft gearbeitet. Für die Veränderungen in den Gärten und auf den Feldern in der Umgebung haben sie alle einen interessierten Blick.
An den Seniorennachmittagen ist zwar selbstverständlich Zeit zum Klönen, dazu gibt es aber immer ein bisschen Programm: Spiele, Musik, Bastelangebote oder Seniorengymnastik. Heute wird Stadt-Land-Fluss gespielt. Statt gegeneinander spielen alle gemeinsam. Jeder ruft die Namen der Städte, Flüsse und Blumen mit dem richtigen Anfangsbuchstaben in die Runde, gemeinsam wird gerätselt: Ist Gronau außer einer Stadt auch ein Fluss? Dubai außer einer Stadt auch ein Land?
Einfach mal unter Menschen zu kommen, den Alltag zu unterbrechen und das Alleinsein zu vergessen, ist ein wesentlicher Zweck des Seniorennachmittags. Er habe sechs Kinder, elf Enkel und vier Urenkel, erzählt Friedrich Unger. Aber die Familien seien in ganz Deutschland verstreut. Und auch wenn Verwandte in der Nähe leben, sich regelmäßig kümmern, bleibt noch viel Zeit allein in der stillen Wohnung. Da tut es gut, einen Nachmittag mit anderen zu reden und zu singen.
Kultur und KommunikationHans Günther ist ganz in seinem Element; er erzählt und scherzt gern.
Bild: Barth