Gospel im Dolby-Surround-Sound – live!
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Hildesheim. Der griechische Philosoph Aristoteles soll gesagt haben, der Anfang sei die Hälfte des Ganzen. Wenn das stimmt, ist die Gala-Gospelnight ein fulminantes Fest gewesen. Denn der Anfang hat es in sich. 19:30 Uhr, Samstag, Sparkassen-Arena Hildesheim. Es liegt ein wohliges Gefühl von Spannung in der Luft. Die letzten Gäste nehmen Platz im Innenraum der großen Halle. Auf den Rängen rechts und links braut sich unterdessen etwas zusammen. Dort sitzen offenbar keine normalen Gäste, sondern Gruppen in bunten Gewändern, mal lang, mal kurz, die meisten tragen Schals in Rot, Orange, Blau. Es sind die Chöre des 9. Norddeutschen Gospelchortreffens, das dieses Wochenende in Hildesheim stattfindet. Insgesamt 600 Sängerinnen und Sänger sind nach Hildesheim gekommen, um ein in die Gospelmusik abzutauschen. Mit Workshops, Konzerten in den Kirchen der ganzen Region und gemeinsamen Proben. Drei Tage lang.
Licht aus. Kurz ist es dunkel, dann leuchtet alles in Orange. Die Band, links von der 16 Meter breiten Bühne, spielt den ersten Takt. Miriam Schäfer, Gospel-Star aus Witten, betritt die Bühne. „Was macht man an so einem Abend?“, fragt sie rhetorisch, „Gospel singen natürlich!“ Und schon steht die Halle und ein bisschen bebt sie auch. Von den Außenrängen schwappen Wellen voll musikalischer Euphorie über die Zuschauer. Kanon-Gesänge von rechts, dann von link. Ein bisschen wie Dolby-Surround im Kino. Nur eben im Gospel-Modus. Miriam Schäfer ist nach Hildesheim gekommen, um den Mass-Choir zu dirigieren, einen Großchor mit allen Beteiligten, der als Höhepunkt das Konzert abschließen wird. Doch bis dahin ist noch viel Zeit. Dieser Einstieg macht jedenfalls Lust auf den weiteren Abend
Jetzt begrüßt Bürgermeisterin Ruth Seefels die Gäste. Auch solche, die Freikarten erhalten haben, um an der Gala-Gospelnight teilnehmen zu können: „Zufluchtssuchende“, wie Seefels die Menschen bezeichnet, die nach Deutschland geflüchtet sind. Denn sie seien nicht mehr auf der Flucht, sondern angekommen. 100 Freikarten haben die OrganisatorInnen gespendet. Es sei eine gute Botschaft, die vom Norddeutschen Gospelchortreffen ausgehe, so Seefels.
Zurück zum Gospel. 18 Chöre singen. Jeder Chor zwei Stücke. Die Bandbreite ist groß. Mal sind das ruhige, eindringliche Balladen, mal vor Energie strotzende Hymnen. Gerade die Gospelchöre aus der Region Hildesheim überzeugen. „Gospel Unity“ aus Bockenem zum Beispiel. Selten wurde ein Halleluja derart emphatisch intoniert. Den vollsten Klang haben „Die Gospelvoices“ aus Hildesheim. Der „Gospelchor A-Kapella Ahrbergen“ strahlt dagegen eine besinnliche Ehrfurcht aus. Ein Highlight ist natürlich auch das von Daniel Cuthbert komponierte „Hildesheimer Lied“.
Rudolf Hertle, Organisator des Gospelchortreffens, lobt den Nachwuchschor „Repeat to fade“ aus Hannover, „die haben sich selbst übertroffen.“ Das Gospelchortreffen, an dem er und sein Team anderthalb Jahre gearbeitet haben, ist für ihn ein voller Erfolg. „Alle sind begeistert, die Stimmung ist perfekt“, freut sich Hertle in der Pause. Er schätzt, dass bis zu 1300 Menschen in die Sparkassen-Arena gekommen sind.
Nach über vier Stunden Gospelmusik, um Mitternacht, dann das große Highlight: Der Mass-Choir. Doch, das könnte eng werden, gibt Moderator Jochen Grön zu bedenken. Zwar sei die Bühne groß, aber so groß, dass 600 Menschen darauf passen? Der Vorhang muss weg. „Zählen wir gemeinsam runter, 10, 9, 8 …“ Und dann fällt der Vorhang mit einem lauten Krachen und die Bühne ist frei. Ein imposantes Bild. Gospelmusik in ihrer Vollendung. „Es war ein Fest“, sagt Miriam Schäfer am Ende. Und sie hat Recht.
Ein buntes Gospelmeer – der Mass-Choir bringt 600 Sängerinnen und Sänger auf die Bühne. Bild: Kultur und Kommunikation