Startseite Archiv Nachricht vom 17. September 2015

Vor 50 Jahren setzte die Veröffentlichung ein Zeichen der Versöhnung

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

An den 50. Jahrestag der Veröffentlichung der Ostdenkschrift erinnerten am Donnerstag mit einem Festakt in Berlin die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Polnische Ökumenische Rat (PRE).

Die Schrift des Rates der EKD mit dem Titel „Die Lage der Vertriebenen und das Verhältnis des deutschen Volkes zu seinen östlichen Nachbarn“ erschien zum 1. Oktober 1965 und hat den Weg zu einer politischen Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen geebnet.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, erinnerte an die fünf Jahrzehnte dauernde Partnerschaft als Ausdruck des gemeinsamen Bemühens um Versöhnung. Er betonte in seinen Eröffnungsworten, wie aktuell die Verantwortungsübernahme für Versöhnung zwischen den Völkern und für die Not und die Traumata der Flüchtlinge und Vertriebenen sei angesichts des von Deutschland ausgegangenen Weltkriegs und seiner Folgen im In- und Ausland. „Diese Verantwortungsübernahme hat sich erneut und aktuell zu bewähren im Umgang mit Flüchtlingen, die nach Europa kommen und Schutz suchen“, so Bedford-Strohm.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte in seiner Festrede zum Thema Verständigung und Versöhnung als Leitlinie poltischen Handelns die Entwicklung der deutsch-polnischen Nachbarschaft als einen gelungenen Versöhnungsprozess und griff damit ein zentrales Motiv dieser Denkschrift auf.

Der orthodoxe Erzbischof Jeremiasz von Wrocław (Breslau) würdigte als Präses des Polnischen Ökumenischen Rates die Veröffentlichung der Denkschrift in Deutschland. Dankbar zeigte er sich für die ökumenische Arbeit der Kirchen. Diese sei das Ergebnis einer nach den Katastrophen der letzten Weltkriege bewirkten Erweckung und Selbstkritik der Kirchen gegenüber staatlichen Egoismen. Er rief die Kirchen auf zu unterscheiden, „was zum Wesen des christlichen Glaubens gehört und was temporäre, lokale Ausdruckformen des Glaubens sind. Die Kirchen, die diesen Unterschied nicht sehen können, verlieren die Fähigkeit zum Versöhnungsdienst.“ Die gemeinsame, geduldige Bemühung um Glaubwürdigkeit des Evangeliums könne auch im politischen Alltag Früchte tragen, so Erzbischof Jeremiasz.

Die Evangelische Kirche in Deutschland unterhält seit der Veröffentlichung der Ostdenkschrift enge und regelmäßige Beziehungen zum Polnischen Ökumenischen Rat. Dieser Kirchenrat der orthodoxen, altkatholischen und evangelischen Kirchen in Polen nahm mit einer Delegation an dem Festakt teil. Begleitet wurde die Veranstaltung vom Beauftragten des Rates der EKD für deutsch-polnische Beziehungen, Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit.

Hannover, 17. September 2015. Pressestelle der EKD
Ostdenkschrift

Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier (M.), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (r.) und der Praeses des Polnischen Oekumenischen Rates, Erzbischof Jeremiasz von Wroclaw (Breslau, l). Bild: Christian-Ditsch.de