Startseite Archiv Nachricht vom 30. August 2015

Junge Reformerinnen und Reformer erfahren, wie der LWB Führungspersönlichkeiten prägt

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Wittenberg/Genf. Im Rahmen einer vom Lutherischen Weltbund (LWB) organisierten Tagung junger Erwachsener in Lutherstadt Wittenberg (Deutschland) hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, Erfahrungsberichte darüber zu hören, wie die Zusammenarbeit innerhalb der Kirchengemeinschaft Menschen befähigt und motiviert, in ihrer Ortsgemeinde und der weltweiten Kirche wie auch in der Gesellschaft als Ganzer mitzuarbeiten und Wandel zu bewirken.

„Die jüngste LWB-Vizepräsidentin zu sein ist ein grosser Segen und gleichzeitig eine gewaltige Herausforderung für mich. Aber mich motiviert das kontinuierliche Zeugnis der lutherischen Kirchen in unserer Region“, erklärte LWB-Ratsmitglied Eun-hae Kwon.

Die 28-Jährige aus der Lutherischen Kirche in Korea nahm gemeinsam mit Bischof Dr. Tamas Fabiny, dem Vizepräsidenten für die LWB-Region Mittel- und Osteuropa, und Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge an einer generationenübergreifenden Talkshow im Rahmen der derzeit laufenden Werkstatt Wittenberg des Globalen Netzwerks Junger ReformerInnen teil.

In Asien seien die christlichen Kirchen eine Minderheit und in der Region gebe es Hindernisse, z. B. religiös motivierte Verfolgung und die Abwanderung junger Menschen ins Ausland, so Kwon. „Wenn ich die LWB-Mitgliedskirchen besuche, die Gaben sehe, die Männer, Frauen und junge Menschen in die Kirchen einbringen, und sehe, wie ihr Zeugnis überlebt, gibt mir das die Motivation, weiter und noch engagierter in meiner Funktion mitzuarbeiten.“

Die LWB-VertreterInnen und weitere ReferentInnen unterstützen 140 junge ReformerInnen aus 80 LWB-Mitgliedskirchen im Rahmen ihrer Tagung vom 22. August bis 4. September dabei, Perspektiven für die Stärkung der bestehenden Jugendarbeit und die Schaffung neuer Angebote in der ganzen Kirchengemeinschaft zu entwickeln. „Befreit durch Gottes Liebe – um die Welt zu verändern“, das Thema der Tagung, weist auch die Richtung für die Arbeit am Jugendbeitrag zum 500. Reformationsjubiläum 2017 und darüber hinaus.

Das in der Abteilung des LWB für Mission und Entwicklung angesiedelte Jungendreferat hat die Werkstatt Wittenberg organisiert, Gastgeberin ist die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland.

Fabiny ist Bischof der Norddiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn. Er legte dar, wie seine Mitarbeit im LWB in jungen Jahren ihn in seiner Leitungsaufgabe geprägt hat und wie die Solidarität der weltweiten lutherischen Kirchengemeinschaft zu politischem Wandel beitragen kann.
Kritische Haltung

Mithilfe eines Videos über die LWB-Vollversammlungen seit der Gründung in Lund (Schweden) 1947 bis zur Vollversammlung 1984 in Budapest (Ungarn) stellte Fabiny den Beitrag der jeweiligen jungen Generation und der lutherischen Kirchen zur Entwicklung der Weltlage dar. Der LWB habe während des Kalten Kriegs Möglichkeiten für Kontakte mit anderen ChristInnen und Kirchen geboten, als ansonsten demokratische Tendenzen unterdrückt wurden und die Bewegungsfreiheit sowie die Freiheit der Religionsausübung und der Presse eingeschränkt waren. „Wenn wir nicht Organisationen wie den LWB gehabt hätten, hätten wir nicht so viel Unterstützung für die kritische Haltung“ bekommen, die zum demokratischen Wandel führte, so Fabiny.

Der Bischof, der 1984 mit 25 Jahren als Jugenddelegierter an der Vollversammlung teilgenommen hatte, erinnerte die jungen ReformerInnen, dass der LWB auch für den kritischen Umgang mit den sozio-politischen Fragen der Gegenwart Unterstützung und Möglichkeiten biete, und nannte als ein Beispiel das Leid von Flüchtlingen und MigrantInnen. Er ermutigte die Teilnehmenden, sich noch aktiver in ihre Kirchen und die Gesellschaft als Ganze einzubringen. Er hoffe, in 30 Jahren würden sie ihrerseits jungen Menschen in den LWB-Kirchen „Bilder von der Werkstatt Wittenberg zeigen“.

Junge, der Pfarrer der Evangelisch-Lutherische Kirche in Chile ist, beschrieb seine ersten Kontakte mit dem LWB als Jugenddelegierter bei der vorbereitenden Tagung zur Vollversammlung 1990 für die Region Lateinamerika und die Karibik, die in Buenos Aires (Argentinien) stattfand: „Ich bin auf Menschen aus aller Welt getroffen, die ich nie zuvor gesehen oder kennengelernt hatte. Der LWB wurde für mich zu einem Raum, in dem ich Verbindung aufnehmen konnte zur Welt, zu den Kirchen und in dem ich eine Perspektive gewonnen habe, die mich seither fasziniert.“
Die Einheit stärken

Später erlebte Junge den besonderen Beitrag des LWB im Zusammenhang mit der Situation seines Heimatlandes während der Diktatur, mit der die dortigen Kirchen rangen und die zu einer Spaltung der chilenischen lutherischen Kirche führte. Der Einsatz des LWB schuf den Raum für Versöhnung.

Junge beschrieb den jungen ReformerInnen eine der wichtigen Lektionen, die er gelernt habe: „Es dauert Tage, Monate, manchmal ein paar Jahre, bis eine Kirche die Einheit verliert, aber Jahrzehnte, um zusammenzufinden.“ Er ermutigte die jungen VertreterInnen der LWB-Mitgliedskirchen, diese Tatsache nie zu vergessen und den Blick immer auf Schritte in Richtung Einheit zu lenken.

In einer anderen Sitzung hatte der Generalsekretär sich bereits den Fragen der jungen ReformerInnen zur Arbeit des LWB, zu seinen Mitgliedern, zur Finanzierung seiner Arbeit, zu Advocacy, Jugendpartizipation und weiteren Themen gestellt.

In Gruppengesprächen werden die Inhalte der Werkstatt vertieft. Sie behandeln Fragen wie z. B. lutherische Identität, Erneuerung der Mission, neue Konzepte von Kirche, Schaffung von Gemeinschaft, Bevollmächtigung der jungen Generation, Aufbau von Netzwerken, Zukunftsfähigkeit der Kirche und Klimagerechtigkeit.

Lutherischer Weltbund
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Die LWB-Vizepräsidentin für die Region Asien, Eun-hae Kwon (re.) mit Sumita Chin aus Malaysia. Kwon motiviert das kontinuierliche Zeugnis der LutheranerInnen in ihrem Amt. Foto: LWB/M. Renaux