Auf dem Schützenfest und am See
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Hannover (epd). Die evangelische Kirche sollte nach Ansicht des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister auch an ungewöhnliche Orte wie auf Schützenfeste gehen, um Menschen anzusprechen. "Neulich bin ich zum ersten Mal beim Schützenausmarsch in Hannover mitgelaufen", sagte der Bischof im Interview mit der "Neuen Presse" Hannover (Samstagsausgabe). "Warum haben wir da eigentlich keinen Kirchen-Wagen? Zwölf Kilometer Zuglänge und wir sind nicht dabei."
Der Heiligabendgottesdienst, der am Hauptbahnhof in Hannover gefeiert werde, sei ein weiteres Beispiel, sagte der Bischof der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Von solchen Ideen, wie sie auch die Arbeitsstelle "Kirche hoch zwei" entwickle, wünsche er sich mehr. "Ich will schon seit langem gerne im Advent einen großen Weihnachtsbaum in den Maschsee stellen", erläuterte er. "Am Nordufer könnten sich dann Menschen treffen, vielleicht zum Posaunenchor Weihnachtslieder singen." Wegen der komplizierten Verankerung für den Baum sei das aber leider viel zu teuer.
Für den Bischof gibt es allerdings auch Grenzen. "Es heißt ja immer, die Kirche müsse ein möglichst verbraucherfreundliches Angebot machen, damit die Kunden dieses Produkt noch kaufen", sagte er. "Kirche funktioniert aber im Grunde anders." Ihr Auftrag sei es, das Angebot Gottes an die Menschen weiterzutragen. Das lasse sich nicht in ein Wellnessprogramm einflechten.
Meister hält es auch nicht für sinnvoll, die Kirchensteuer zu senken, um Austritte zu vermeiden. "Die Steuer ist Ausdruck einer Solidarität", betonte er. "Wenn ich Christ bin, dann nicht für mich alleine. Mit dieser Gemeinschaft geht eine Verpflichtung einher." Wichtige Leistungen wie anderen Menschen zu helfen, Gottesdienste zu feiern oder Traditionen des Glaubens zu bewahren, kosteten Geld. "Der schönste Rabatt, den wir bekommen, ist die Gnade Gottes, in der wir leben."
Trotz sinkender Mitgliederzahlen spüre er weiter klare Erwartungen an die Kirche, sagte Meister. Dazu gehöre, dass sie Flüchtlinge unterstütze oder zu ethischen Fragen aus christlicher Perspektive Stellung nehme. In Gegenden, aus denen immer mehr Menschen abwanderten, seien die Kirchen vielfach die letzten sozialen Akteure. "Schulen sind zu, die Post ist dicht, der Bäcker weg, wir als Kirche sind noch da."