Startseite Archiv Nachricht vom 05. August 2015

Hannover erinnert an den Jahrestag des Atombombenabwurfs

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Hannover/Hiroshima (epd). 70 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki haben Hannovers Kirchen am Donnerstag zu einer Ächtung der Atomwaffen aufgerufen. 25 Länder verfügten heute über atomwaffenfähiges Material, sagte der Friedensbeauftragte der hannoverschen Landeskirche, Lutz Krügener, am Abend bei einer multireligiösen Friedensandacht in der Aegidienruine. Von den 15.850 atomaren Sprengköpfen weltweit seien 4.300 sofort einsetzbar.

Die Erinnerung an die Zerstörungsgewalt der Nuklearwaffen müsse immer auch mit einem Handeln verknüpft werden, unterstrich Krügener seinem Redemanuskript zufolge: "Keine Atomwaffen in Deutschland und auf der ganzen Welt muss endlich durchgesetzt werden." Die Atommächte rüsteten jedoch nicht ab. Vielmehr wollten sie ihre Arsenale in den kommenden 15 Jahren für mehr als eine Billion Dollar modernisieren. "Da grenzt es fast an ein Wunder, dass ein Land sich von dem Bau der Bombe abbringen ließ, wie wir es jetzt mit dem Iran erleben durften."

Am 6. August 1945 war Hiroshima von einer amerikanischen Atombombe zerstört worden, drei Tage darauf Nagasaki. Zehntausende Menschen waren sofort tot, viele weitere starben an Strahlenschäden und Verbrennungen. Insgesamt wird die Zahl der Opfer auf weit mehr als 250.000 Menschen geschätzt. Die Atombombenabwürfe durch die USA beendeten den Zweiten Weltkrieg.

Die Gedenkfeier in der im Krieg zerstörten Aegidienkirche hatte bereits am Morgen mit einer Andacht und Kranzniederlegung begonnen. Der stellvertretende Stadtsuperintendent Thomas Höflich erinnerte an den ersten kriegerischen Einsatz einer Atomwaffe in der Geschichte der Menschheit: "Innerhalb weniger Sekunden hatten wir Menschen durch das eigene Entzünden das Feuer der Apokalypse entfacht!"

Um 8.15 Uhr zum Zeitpunkt des Bombenabwurfs wurde wie in jedem Jahr die japanische Friedensglocke im barocken Turm geläutet. Sie war 1985 ein Geschenk der Stadt Hiroshima, die seit 1983 mit Hannover als Partnerstadt verbunden ist. Bürgermeister Thomas Hermann legte einen Kranz nieder. Anschließend leitete die Kulturbotschafterin der Stadt Hiroshima, Hiroyo Nakamoto, eine Trauer-Zeremonie. Die Glocke wurde den ganzen Tag über zu jeder vollen Stunde angeschlagen, gleichzeitig erklang eine Schwesterglocke in Hiroshima. Mehrere Religionsgemeinschaften mahnten mit Gebeten, Meditationen, Stille und Gedichte-Lesungen auf Japanisch und Deutsch zum Frieden.

Um 21.30 wurden auf dem Maschteich hinter dem Rathaus leuchtende Papierlaternen ausgesetzt. Die Hannoveraner nahmen damit eine Aktion aus Hiroshima auf: Dort erinnern die Menschen in jedem Jahr mit 100.000 Papierlaternen auf dem Fluss Motoyasu an die Opfer der Atombomben-Abwürfe. Dieses Mal nahm auch Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) an der zentralen "Peace Memorial Ceremony" in Hiroshima teil.

copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
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Gedenken an den Atombombenabwurf in Hiroshima vor 70 Jahren in der Ruine der Aegidienkirche in Hannover am 6.August 2015. Bild: Cordula Paul

Hoffnung auf Abschaffung der Atomraketen

EKD-Ratsvorsitzender spricht in Hiroshima am 70. Jahrestag des Atombombenabwurfs

„Es ist höchste Zeit, die Atomwaffen abzuschaffen“, so der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm heute in der japanischen Stadt Hiroshima, auf die am 6. August 1945 die erste Atombombe abgeworfen wurde. Bedford-Strohm sprach im Rahmen einer fünftägigen internationalen Konferenz gegen Atomwaffen.

Eine neue Initiative sei dringend nötig, so Bedford-Strohm, nachdem der Atomwaffensperrvertrag und die sich anschließenden Überprüfungskonferenzen die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt hätten und die Nuklearmächte gegenwärtig mit Milliardenausgaben ihr Atomwaffenarsenal modernisierten.

Aber es gebe Hoffnung, betonte Bedford-Strohm. Siebzig Jahre nach dem ersten Atombombenabwurf gebe es weltweit eine wachsende Mehrheit von Regierungen und zivilen Organisationen, die sich einer fortgesetzten Bedrohung durch Atomwaffen verweigern. Bereits 113 Staaten unterstützen die „Humanitäre Initiative“, angestoßen durch die österreichische Regierung. Ziel sei die rechtlich verbindliche Ächtung des Besitzes von Atomwaffen, sagte Bedford-Strohm. Dazu sei ein gemeinsames Vorgehen der Regierungen und zivilgesellschaftlichen Gruppen notwendig.

Auch wenn ein gesetzliches Verbot diese Waffen noch nicht sofort verschwinden lasse, so sei es doch die notwendige Voraussetzung für ihre Abschaffung, betonte Bedford-Strohm.

Gleichzeitig verwies der bayerische Landesbischof auf neue Herausforderungen. Die Krise in der Ukraine habe gefährliche alte Verhaltensmuster zutage treten lassen. Furcht werde geschürt, um so Unterstützung zu erhalten für eine fortgesetzte Nutzung von Atomwaffen. Darum unterstütze er die dringende Forderung des Weltkirchenrats, solche Waffen zu bannen. Die Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki seien eine lebendige Mahnung, sich dafür einzusetzen.

EKD-Pressemitteilung Nr. 134/2015