Rund 700 Menschen demonstrieren in Bad Nenndorf gegen Aufmarsch von 180 Neonazis
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Bad Nenndorf/ Kr. Schaumburg (epd). Rund 700 Menschen haben nach Polizeiangaben am Sonnabend in Bad Nenndorf bei Hannover gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremisten demonstriert. Das Bürgerbündnis "Bad Nenndorf ist bunt" hatte neben einer Kundgebung zahlreiche kreative Aktionen wie Straßenfeste und einen unfreiwilligen Spendenlauf organisiert, um sich den Rechtsextremisten entgegenzustellen. Rund 180 Neonazis waren zu einem sogenannten Trauermarsch in die Stadt gekommen.
Linksautonome hatten am Vormittag einen Zug im Bahnhof und einen Bahnübergang blockiert. Bei der Räumung seien Polizeibeamte angegriffen und verletzt worden, berichtete ein Sprecher. Insgesamt seien mit 1.200 aber deutlich weniger Einsatzkräfte vor Ort gewesen als in den vergangenen Jahren. Rund 100 Nazis mussten aufgrund der Blockaden zu Fuß den Weg von Haste nach Bad Nenndorf zurücklegen.
Die Rechtsextremisten ziehen seit 2006 jedes Jahr am ersten August-Wochenende zum Wincklerbad, wo sich bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Militärgefängnis für Nationalsozialisten befand. Sie haben die Märsche noch bis 2030 angemeldet. 2010 kamen noch 900 Neonazis. Seitdem sank die Zahl auf zuletzt etwa 200.
"Das starke nicht nachlassende Engagement der Bürgerinitiative 'Bad Nenndorf ist bunt' hat erreicht, dass deutlicher weniger Neonazis jährlich nach Bad Nenndorf kommen", sagte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt bei der Gegendemonstration. Auch angesichts jüngster Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte sei Zivilcourage gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nötig.
Neben Rundt waren weitere Landes- und Bundespolitiker nach Bad Nenndorf gekommen, darunter der Landtagsvizepräsident Klaus-Peter Bachmann (SPD), Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) und der CDU-Bundestagsabgeordnete Maik Beermann.
Der Friedensbeauftragte der Hannoverschen Landeskirche, Lutz Krügener, rief dazu auf, Rechtsextremen an allen Orten Widerstand entgegenzusetzen. Statistisch brenne jeden Tag eine Flüchtlingsunterkunft in Deutschland, betonte der evangelische Pastor: "Wir alle stehen gegen ein Denken, das Menschen nach Hautfarbe, Geschlecht, Religion oder anderen Merkmalen sortiert."
Bei einem ökumenischen Gottesdienst der Kirchen und der jüdischen Gemeinde hatte am Vormittag auch der ehemalige Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, die Protestaktionen des Bürgerbündnisses gewürdigt. Sie zeigten, dass eine demokratische Gesellschaft ohne Freiheit, Respekt und Toleranz nicht leben könne.
Bad Nenndorfer Bürger hatten die Aufmarsch-Strecke zum Protest mit bunten Bannern, Plakaten und Häkeltüchern geschmückt. In vielen Häusern feierten sie private Partys. Vor der Jüdischen Gemeinde trafen sich Vertreter von Parteien und Verbänden am Nachmittag zu einem Fest unter dem Motto "Zu Gast bei Freunden".
Erstmals hatte das Bürgerbündnis in Bad Nenndorf einen unfreiwilligen "Spendenlauf" nach dem Vorbild einer Aktion im bayerischen Wunsiedel organisiert. Für jede Minute unerwünschter Aufenthaltszeit der Neonazis in der Stadt spendeten Privatleute und Unternehmer zehn Euro. Am Nachmittag rechneten die Organisatoren mit einem Erlös von 2.400 Euro.
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