Altbischof Huber: Religiös legitimierter Gewalt entgegentreten
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Hannover (epd). Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat dazu aufgerufen, allen Tendenzen zu religiös legitimierter Gewalt deutlich entgegenzutreten. "Es ist dringlich, religiöser Gewalt eine klare Absage zu erteilen", mahnte der Theologie-Professor am Donnerstag in Hannover. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 meldeten sich die gewaltsamen Tendenzen in den Religionen so eindeutig, dass niemand darüber hinwegsehen könne. Sie kämen gegenwärtig im Islam am deutlichsten zum Vorschein, sagte der ehemalige Berliner Bischof beim "Johannisempfang" des evangelischen Sprengels Hannover.
Dabei werde das Tötungsverbot, das es auch im Islam gebe, durch vermeintlich höhere Ziele außer Kraft gesetzt. Als ein solches Ziel erscheine gegenwärtig etwa das Kalifat der Terror-Miliz "Islamischer Staat". Nach dieser Logik glaubten Menschen, im Auftrag Gottes töten zu dürfen. Das Tötungsverbot müsse aber unumstößlich gelten, mahnte der Theologe. Die Ausübung von Gewalt müsse auf äußerste Grenzfälle beschränkt bleiben, etwa auf Notwehr.
Auch Christen seien nicht frei von der Versuchung, Gewalt religiös zu legitimieren, sagte Huber. Er erinnerte an die Kreuzzüge, den Kampf gegen Häretiker, an konfessionelle Bürgerkriege und Nationalkriege. Demgegenüber betonte der Theologe: "Die Überwindung der Gewalt ist das eigentliche Thema der biblischen Botschaft."
Der Professor widersprach zugleich der Meinung, nur der konsequente Verzicht auf Religion bewahre vor Gewalt. Dies sei durch keine geschichtliche Erfahrung belegt. "Die Gewaltexzesse des 20. Jahrhunderts waren mit der Absage an die Religion verbunden." Dies sei bei den Nationalsozialisten ebenso der Fall gewesen wie in kommunistischen Staaten.
Zum 16. Johannisempfang des Kirchensprengels waren mehr als 200 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche gekommen. Für die Gastgeberin, Landessuperintendentin Ingrid Spieckermann, war es der letzte Sommerempfang dieser Art. Sie wird im Juni 2016 in den Ruhestand verabschiedet.
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