Bundesweiten Aktionswoche "Alkohol? Weniger ist besser!"
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Oldenburg (epd). Zum Start der bundesweiten Aktionswoche unter der Überschrift "Alkohol? Weniger ist besser!" fordert der kirchliche Suchtexperte Jürgen Schlieckau harte Schritte gegen die "Volksdroge Alkohol" bis hin zur gesellschaftlichen Ächtung. Der durchschnittliche Alkoholkonsum in Deutschland sowie das Rauschtrinken seien immer noch zu hoch, warnte der pädagogische Leiter der diakonischen Dietrich-Bonhoeffer-Suchtklinik für Jugendliche im Oldenburger Land am Freitag. "Die gesellschaftliche Akzeptanz der Volksdroge muss sich verringern."
Wie gut das gelingen kann, zeigt Schlieckau zufolge die Ächtung den öffentlichen Rauchens. Das habe zu einem stärkeren Rückgang des Konsums geführt als alle Raucher-Entwöhnungsprogramme zusammen. Demgegenüber werde Alkohol in Deutschland nicht einmal als Droge betrachtet, kritisierte Schlieckau.
Auch Informationen und politische Eingriffe wie die Verteuerung von Alkohol sowie eingeschränkte Verkaufszeiten könnten den Konsum wirksam beeinflussen. Die beste Vorsorge führe über das Portemonnaie. Schlieckau fordert zudem, dass Eltern an den Kosten der Behandlung ihrer rauschtrinkenden Kinder zumindest beteiligt werden.
In Angeboten für Schulen und Familien müsse daran gearbeitet werden, gesundheitsgefährdende Gewohnheiten und Lebensstile zu verändern. Ein wirksames Maßnahmenpaket würde nach Schätzungen des Pädagogen der Suchtklinik in Ahlhorn bei Oldenburg nur etwa ein Prozent der Kosten verursachen, die gesellschaftlich durch den Alkohol ausgelöst werden.
Der Suchtexperte hat kürzlich ein Fachbuch veröffentlicht, das sich auf fast 900 Seiten unter dem Titel "Kompendium der deutschen Alkoholpolitik" grundsätzlich mit dem Thema auseinandersetzt. Es informiert über den aktuellen Forschungsstand zur Alkoholprävention, über Aktionspläne gegen den Alkoholmissbrauch und auch darüber, wie weit Maßnahmen zur Alkoholprävention bereits eingeführt wurden und wie wirksam sie sind.
Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen in Hamm konsumieren in Deutschland 9,5 Millionen Menschen Alkohol in einem gesundheitlich riskanten Ausmaß. Etwa 1,77 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren seien alkoholabhängig. Ein Alkoholmissbrauch liege bei 1,61 Millionen Menschen vor. Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit seien deshalb alles andere als gesellschaftliche Randphänomene.
Aktionswoche der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen unter der Überschrift "Alkohol? Weniger ist besser!" vom 13. bis 21. Juni. Mit der Veranstaltung wollen Selbsthilfegruppen, Initiativen und Fachverbände über die Risiken des Alkoholkonsums vom ersten Glas an aufklären.
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-BremenBild: epd-bild / Andrea Enderlein
"75% der Konsumenten gehen mit Alkohol vernünftig um", erläutert Ingrid Baum, Leiterin der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention in Herzberg. Bild: Christian Dolle