Regionalbischof Brandy fordert Reformationsjubiläum "in ökumenischem Geist"
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Verden (epd). Das Reformationsjubiläum 2017 kann nach Einschätzung des Stader evangelischen Regionalbischofs Hans Christian Brandy "nur in ökumenischem Geist" gefeiert werden. "Es darf nicht zur Identitätssicherung auf Kosten anderer führen, schon gar nicht der katholischen Schwestern und Brüder, auch nicht der Freikirchen", warnte Brandy am Freitagabend im Verdener Dom bei Bremen. Der Stader Landessuperintendent sprach zu Beginn einer sechsteiligen Veranstaltungsreihe unter dem Motto "Sagen Sie mal, Herr Luther". In der Reihe geht es bis Mitte Juli um Erkenntnisse des Reformators, die noch heute wichtig sind.
Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal der Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) an der Wittenberger Schlosskirche. Er gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformationsbewegung. Es gebe kritische Fragen von katholischer Seite, ob denn die Kirchenspaltung gefeiert werden könne, sagte Brandy nach seinem vorab veröffentlichtem Redemanuskript. Doch als Zeichen eines gemeinsamen Weges habe es bereits Initiativen wie einen Kanzeltausch katholischer und evangelischer Bischöfe gegeben. Der Tausch solle im kommenden Jahr auf der Ebene der Kirchenkreise fortgesetzt werden.
Beim Feiern gehe es nicht um die evangelische Kirche, stellte der Theologe klar. Es gehe um die Wiederentdeckung des Evangeliums: "Wir wollen ein fröhliches gemeinsames Christusfest feiern. Darauf können sich auch Katholiken und Freikirchen einlassen."
In diesem Zusammenhang "verbietet sich jeder Triumphalismus - das wäre ganz unevangelisch". Die evangelische Kirche existiere zur höheren Ehre Gottes und nicht zum eigenen Ruhm. Auch sie bleibe "eine begnadigte Sünderin". Deshalb gehe es auch um einen kritischen Blick beispielsweise auf den Judenhass von Luther.
Brandy rief überdies dazu auf, die Reformation nicht auf Luther zu reduzieren. Er spiele zwar eine herausragende Rolle, doch auch andere Männer und auch Frauen gehörten zur Geschichte der Reformation. Hauptanliegen der Feierlichkeiten 2017 müsse es sein, die ungebrochene Aktualität des zentralen Gedankens der Reformation herauszuarbeiten: "Luther ging es um die Rechtfertigung des Menschen aus dem Glauben, um die Freiheit eines Christenmenschen, die aus dem Vertrauen auf Christus kommt."
Die Luther-Abende in Verden werden am 19. Juni fortgesetzt. Dann wollen Schüler und Schülerinnen der beiden Verdener Gymnasien "Luther-Ladies" in Szene setzen, also Frauen, die im Verlauf der Reformation eine Rolle gespielt haben. Die Reihe endet mit einem Beitrag über Luther als Liederdichter und Komponist.
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