Kirche schließt Hamelner Jugendwerkstatt - Keine Unterstützung mehr vom Landkreis
Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de
Hameln (epd). Die renommierte Jugendwerkstatt Hameln des evangelischen Kirchenkreises Hameln-Pyrmont stellt Ende Juni nach rund 40 Jahren ihre Arbeit ein. Ausschlaggebend dafür sei, dass der Landkreis im vergangenen Jahr seine Zusammenarbeit mit der Einrichtung beendet habe, sagte der evangelische Superintendent Philipp Meyer am Montag dem epd. Daraufhin sei eine belastbare Wirtschaftsplanung nicht mehr möglich gewesen. "Der Landkreis war der wichtigste Partner und die wichtigste Finanzkraft."
In der Jugendwerkstatt wurden junge Leute zwischen 16 bis 26 Jahren auf den Eintritt ins Berufsleben vorbereitet. Sie galt als eine der größten Einrichtungen in Niedersachsen für Jugendliche mit sozialen Problemen. Zeitweise wurden dort bis zu 800 junge Frauen und Männer betreut. Bereits 2013 waren aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit sowohl die Arbeitsbereiche als auch die Stellen für die Mitarbeiter halbiert worden. Trotz der Kürzungen habe die Werkstatt im vergangenen Jahr ein Defizit von 70.000 Euro erwirtschaftet, sagte Meyer.
Die Schließung sei sehr bedauerlich, entspreche aber der Entwicklung der Jugendberufshilfe insgesamt, sagte Meyer. Die Zielgruppe verkleinere sich aufgrund des demografischen Wandels. Zudem führe die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland dazu, dass Jugendliche zunehmend direkt in Betrieben unterkämen und dort auch besser begleitet würden. "Für das Projekt, das zu seiner Gründungszeit unbedingt notwendig und 40 Jahre erfolgreich war, ist der diakonische Auftrag jetzt beendet." Die bisherigen Zuschüsse des Kirchenkreises sollen in andere jugenddiakonische Projekte fließen.
Von der Schließung seien rund 15 Beschäftigte betroffen, sagte Meyer. Für die meisten Mitarbeiter, viele von ihnen mit Zeitverträgen, seien durch neue Stellen oder Abfindungen gute Lösungen gefunden worden. Drei Mitarbeitende hätten Kündigungsschutzklage erhoben. Die Jugendlichen werden ab Juli in der neuen sogenannten Jugendwerkstatt Weserbergland des Landkreises Hameln-Pyrmont betreut.
Durch die Verkleinerung im Jahr 2013 sahen die Initiatoren die Zukunft der Werkstatt zunächst gesichert. Die Hälfte der Arbeitsbereiche wie die Fahrrad- und Metallwerkstatt oder das Café mit Catering-Service war eingestellt worden. Die anderen Abteilungen wie die Medien- oder die Tischlerwerkstatt blieben zunächst erhalten. Die Werkstattgebäude am Hamelner Hafen wurden an einen Wohlfahrtsverband verkauft. Die Jugendwerkstatt blieb dort Mieter einer kleineren Fläche.
Der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Hameln-Pyrmont hatte 2011 dem langjährigen Leiter der Jugendwerkstatt, Klaus-Dieter Jösten, fristlos gekündigt. Ihm wurden finanzielle Unregelmäßigkeiten nachgewiesen. Unter Jöstens Leitung war die Jugendwerkstatt in den vergangenen 30 Jahren stark gewachsen. In Niedersachsen gibt es insgesamt rund 100 Jugendwerkstätten.
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen