Sechs Chöre aus Asien feiern mit der Hildesheimer BlindenMission
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Hildesheim. Die Hildesheimer BlindenMission, älteste Blindenmission Deutschlands, feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen und erwartet dazu viele weitgereiste Gäste. Denn von allen sechs Standorten ihrer Schulen für blinde Kinder und Jugendliche in Asien werden Chöre und MusikerInnen anreisen. In Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden und Kommunen und vielen engagierten Ehrenamtlichen hat die Hildesheimer BlindenMission ein umfangreiches zehntägiges Programm mit 26 Konzerten und Gottesdiensten in 19 Ortschaften zwischen Rethen und Bad Harzburg, Hannover und Bad Pyrmont zum Mitfeiern organisiert. „Für uns ist das eine einmalige Sache“, sagt Frank Ewert, Leiter der Hildesheimer BlindenMission.
Hauptfesttag und Abschluss der Konzertreise wird Sonntag, der 14. Juni, sein. Um 15 Uhr findet in der Hildesheimer Lambertikirche ein Festgottesdienst mit Landessuperintendent Eckhard Gorka statt, dem sich ein Empfang anschließt. Beim Jubiläumskonzert um 19 Uhr werden dann alle sechs Gastchöre in der Lambertikirche zu hören sein.
Ein besonderes Erlebnis verspricht auch der Dunkelgottesdienst am Sonntag, 7. Juni, um 15 Uhr, in der Lukaskirche Hannover. Zum Gottesdienst wird die Kirche völlig abgedunkelt, Blinde werden die Sehenden an der Tür in Empfang nehmen und zu den Plätzen begleiten. Pastor i.R. Andreas Noth predigt auswendig, auch die Lieder müssen auswendig gesungen werden. Erst zum anschließenden Konzert wird wieder Licht hereingelassen. Am Sonnabend, 13. Juni, um 11 Uhr treten die Chöre aus Medan und Davao gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendchor des Theaters für Niedersachsen in der Hildesheimer Fußgängerzone vor der Jakobikirche auf. Die weitere Konzerttermine finden sich auf der Internetseite der BlindenMission www.h-bm.org.
120 Kinder, Jugendliche und erwachsene BegleiterInnen aus China, Hongkong und Taiwan, aus Indonesien, den Philippinen und Myanmar werden in Hildesheim und der Umgebung zu Gast sein. Sie übernachten in Gemeinde- oder Dorfgemeinschaftshäusern und werden neben ihren Auftritten auch Gelegenheit bekommen, sich auszutauschen und ihr Gastland kennen zu lernen. „Wir können gar nicht ermessen, was es für diese Jugendlichen bedeutet, zu einer solchen Konzertreise eingeladen zu werden“, sagt Frank Ewert. Denn aufgrund ihrer Behinderung würden die Kinder in ihrer Heimat oft missachtet, man traue ihnen nichts zu.
Erst durch die Schulbildung gewännen sie Selbstvertrauen, ein fröhliches Auftreten und dadurch auch den Respekt ihrer Umwelt, ergänzt Rudolf Rengstorf, Vorsitzender des Kuratoriums. Die Kinder können eine zwölfjährige Schulzeit durchlaufen und werden zum Teil auch auf das Berufsleben vorbereitet.
Musik spielt in den Internaten der BlindenMission eine große Rolle, und so schicken die Schulen Chöre, aber auch Instrumentalgruppen auf die Reise. Dabei werden die Gäste traditionelle ebenso wie moderne Musik spielen und in verschiedenen Sprachen singen. Unter anderem wird eine Gruppe aus Surabaya in Indonesien ihren Gesang auf Angklungs, traditionellen, aus Bambus gefertigten Instrumenten, begleiten. Die Schülerinnen und Schüler von den Philippinen haben eine Big Band gegründet und treten in ihrer Heimat auch in Restaurants auf.
Ein besonders persönliches Erlebnis wird der Besuch in Deutschland für San San Thai und Laurens sein. Das 13-jährige Mädchen aus Myanmar und der 14-jährige Junge von den Philippinen werden die Einrichtungen kennen lernen, die ihnen durch eine Patenschaft zu ihrer Schulbildung verhelfen, nämlich die KGS Gronau und die Titusgemeinde Barienrode.
Die Hildesheimer BlindenMission wurde vor 125 Jahren von Luise Cooper gegründet, die in Hongkong gearbeitet hatte und vom Schicksal blinder Mädchen erschüttert war. Sie gründete einen Unterstützerkreis, sammelte Geld und eröffnete 1896 ein Waisenhaus für blinde Mädchen in Hongkong. Die Schule ist inzwischen ins städtische Schulsystem Hongkongs integriert und braucht keine finanzielle Hilfe aus Hildesheim mehr, erklärt Rudolf Rengstorf. Die traditionelle Verbundenheit sei jedoch geblieben, so schicke Hongkong ebenso wie die ebenfalls inzwischen selbstständige Schule in Taichung auf Taiwan einen Chor auf eigene Kosten.
Die Blindenmission wolle niemanden bekehren, sondern im christlichen Sinne helfen, betont Frank Ewert. So arbeitet der Verein beispielsweise im indonesischen Surabaya sehr gut mit dem muslimischen Vorstand zusammen. Die Schule in Myanmar erhalte viel Unterstützung von einem nahe gelegenen buddhistischen Kloster. Einer der Mönche wird die Reisegruppe begleiten.
Wiebke Barth / Kultur und KommunikationDie Schülerinnen und Schüler aus Surabaya musizieren auf dem traditionellen Instrument Angklung. Foto: BlindenMission