„Begegnungen verändern den Blick auf die eigene Arbeit“
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Hannover. Am Dienstag kehrten Vertreterinnen und Vertreter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von einer zehntägigen Reise nach Südamerika zurück. Landesbischof Jochen Bohl, stellvertretender Vorsitzender des Rates der EKD, leitete die Delegation. „Die Begegnungen verändern auch den Blick auf die eigene Arbeit und wir freuen uns über die neuen Impulse“, sagt Jochen Bohl, „Außerdem war es sehr schön, manchen Freunden die Einladung zum Reformationsjubiläum 2017 persönlich überreichen zu können.“ Ziele der Reise waren Partnerkirchen in Brasilien und Argentinien.
„Zu den derzeit wichtigen Themen unserer Partnerkirchen gehört die Frage nach der Sichtbarkeit ihrer Kirche in der Öffentlichkeit“, sagt Petra Bosse-Huber, Auslandsbischöfin der EKD. Die Protestanten stellen in Südamerika eine Minderheit dar. 27.500 Mitglieder hat die Evangelische Kirche am La-Plata, die sich über Argentinien, Uruguay und Paraguay erstreckt. Die Igreja Evangélica de Confessão Luterano no Brasil (IECLB) hat knapp 800.000 Mitglieder. Die Mehrheit der Menschen in Südamerika sind Mitglieder der katholischen Kirche, wobei in Brasilien die Mitgliederzahlen in den vergangenen Jahren stark gesunken sind. „Das Phänomen der weltweit wachsenden Säkularisierung ist eines, das auch die Kirchen in Südamerika erleben“, sagt Petra Bosse-Huber, „auch unsere ökumenischen Partner haben davon berichtet, dass dies oft mit einem Kulturverlust verbunden ist.“
In São Leopoldo und Buenos Aires traf sich die Delegation des Rates der EKD mit Vertreterinnen und Vertretern der Pfingstkirchen. „In den Gesprächen war die Vielfalt der Pfingstkirchen sehr präsent“, sagt Landesbischof Jochen Bohl. Diese betreffe sowohl die Gestaltung der Gemeindearbeit als auch die theologischen Positionen.
Die diakonische Arbeit ist beiden Partnerkirchen wichtig: Die Schere zwischen Armen und Reichen geht in Argentinien und Brasilien immer weiter auseinander. Vor allem in den Großstädten fehlt es an Wohnraum und Schulbildung für die Ärmeren in der Bevölkerung. Dies betonten auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diakonischen Projekten der Partnerkirchen, die die Delegation besuchte. Auch bei einer Begegnung mit Mario Aurelio Kardinal Poli, Erzbischof von Buenos Aires, war die Situation der Armen in Buenos Aires ein zentrales Thema. Die Sorge für die Armen beschrieb er, wie schon sein Vorgänger, der heutige Papst Franziskus, als eine der Hauptaufgaben der katholischen Kirche in Buenos Aires.
Immer wieder thematisierten Gesprächspartner die Gewalt in der Gesellschaft als eine große Herausforderung. Zwei Aspekte hoben sie hervor: Zum einen die Gewalt in Familien, vor allem gegenüber Frauen, zum anderen Übergriffe gegen Minderheiten. Von den Verbrechen der Militärdiktatur, die in Argentinien von 1976 bis 1983 herrschte, erzählte der Zeitzeuge Arturo Blatezky, Pfarrer der La-Plata-Kirche. Schätzungen zufolge 30.000 Menschen wurden damals entführt, gefoltert und getötet. Ein Mahnmal am Rio de la Plata erinnert heute an die Opfer.
Mitglieder der Delegation waren Landesbischof Jochen Bohl, Bischöfin Petra Bosse-Huber, Friederike Deeg, Prof. Dr. Elisabeth Gräb-Schmidt, Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD Dr. Thies Gundlach, Uwe Michelsen, Dr. Fidon Mwombeki und Prof. Gesine Weinmiller.