„Eine Kultur des Sterbens entwickeln“ - Woche für das Leben 2015 bundesweit in Hamburg eröffnet
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Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen haben der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, am Samstag die Woche für das Leben eröffnet, die bundesweit vom 18. bis zum 25. April 2015 stattfindet. Unter dem Jahresthema „Sterben in Würde“ befasst sich die Aktion mit der gesellschaftlichen und politischen Debatte um assistierten Suizid sowie dem Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen.
„In Würde sterben zu dürfen, heißt eben nicht, alle Optionen zu haben, um sich jederzeit selbst töten zu können, betonte der Ratsvorsitzende der EKD in seiner Predigt. „In Würde zu sterben heißt, nie aus der Beziehung zu Gott und den Menschen herauszufallen“. Das Hauptaugenmerk in der Woche für das Leben sei darauf gerichtet, „dass wir eine Kultur des Sterbens entwickeln, die nicht länger von der Angst geleitet ist, sondern in der die Liebe Raum gewinnt.“ Notwendig sei eine Kultur, „in der über dem Schmerz und der Trauer, über den Abschied nie die Ahnung von offener Zukunft und neuem Leben verloren geht“, sagte Bedford-Strohm.
„Tod und Sterben gehören für die meisten von uns nicht mehr zur Erfahrungswelt. Sie sind die Angelegenheit von Spezialisten geworden“, betonte Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, in seiner thematischen Einführung. Die Angst, am Lebensende nicht mehr über sich selbst bestimmen zu können, ein Leben in Schmerzen zu führen und den Angehörigen zur Last zu fallen, nehme zu und führe dazu, dass die Attraktivität von Sterbehilfevereinen steige. „Doch was ist das für ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, in der die Möglichkeit zur Selbsttötung bloß zu einer weiteren Option unter vielen wird: Pflegeheim, Krankenhaus, Suizid“, so Kardinal Marx weiter. „Die Humanität einer Gesellschaft misst sich doch gerade daran, wie man mit alten, kranken, schwachen und schwerkranken Menschen umgeht. … Sie verdienen in besonderer Weise unsere Zuwendung – und nicht den Giftbecher.“
An dem Ökumenischen Eröffnungsgottesdienst in Hamburg, mit mehreren Hundert Teilnehmern aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften, wirkten außerdem die Hamburger und Lübecker Bischöfin Kirsten Fehrs, (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland) sowie Erzbischof Stefan Heße (Erzbistum Hamburg) mit.
Im Anschluss an den Eröffnungsgottesdienst diskutieren Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx in der Katholischen Akademie beim Podiumsgespräch „Sterben in Würde“ mit Dr. Michael de Ridder (Notfallmediziner und Geschäftsführer a. D. Vivantes Hospiz Berlin) und Prof. Dr. Armin Nassehi (Professor für Soziologie an der Universität München) unter anderem über die Frage, warum Sterben vielfach mit „Autonomieverlust“ gleichgesetzt wird. „Wenn man die Selbstbestimmung auf die Frage nach gesetzlichen Rahmenbedingungen reduzieren würde, die eine Selbsttötung möglichst leicht machen, wäre das eine völlige Verarmung einer Vorstellung von Autonomie und Freiheit“, so der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.
Kardinal Reinhard Marx unterstrich, dass die Kirchen nie eine Verpflichtung betont hätten, Menschen unter allen Umständen am Leben zu erhalten. Zudem ist „die Palliativversorgung bereits heute eine hervorragende Möglichkeit, schwerstkranke Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten“, so Kardinal Marx. Sie kümmere sich nicht nur um körperliche Schmerzen, sondern auch um die Psyche und spirituelle Bedürfnisse.
Die Woche für das Leben ist seit mehr als 20 Jahren die ökumenische Aktion der evangelischen und katholischen Kirche für den Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende. Themenheft, Info-Flyer und weitere Informationen zur Woche für das Leben stehen unter www.woche-fuer-das-leben.de zur Verfügung.
Hannover, 18. April 2015
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt