Käßmann und Wecker: Friedensbewegung muss wieder stark werden
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Hannover (epd). Die Theologin Margot Käßmann und der Liedermacher Konstantin Wecker hoffen auf ein Erstarken der Friedensbewegung. "Sobald die Menschen persönlich berührt sind und das Gefühl haben, ich bin gefragt, kann die Friedensbewegung wieder groß werden", sagte Käßmann am Donnerstagabend in Hannover. Gemeinsam mit Wecker stellte sie in der voll besetzten evangelischen Marktkirche bei einer Benefiz-Lesung das neue Buch "Entrüstet euch! Warum Pazifismus für uns das Gebot der Stunde bleibt" vor, das beide herausgegeben haben.
Käßmann erinnerte an die großen Demonstrationen etwa gegen den Krieg im Irak, bei denen Hunderttausende auf die Straße gegangen seien. Ostermärsche oder Friedensgebete wie etwa in der Leipziger Nikolaikirche müssten in schwierigen Zeiten auch mit wenigen Teilnehmern fortgeführt werden, damit sich aus diesen Keimzellen wieder Großes entwickeln könne.
Wecker betonte den Zusammenhang von Frieden und sozialer Gerechtigkeit. "Mit Lebensmitteln zu spekulieren, ist Krieg", sagte er. Er hoffe auf die "Vernetzung vieler gutwilliger Menschen", die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzten. Gerechtigkeit müsse aber von unten wachsen. Sie könne den Menschen nicht durch ein System übergestülpt werden. Mit Blick auf weltweite Kriege und Konflikte betonte Wecker: "Die Friedensbewegung muss eine Chance haben."
Scharfe Kritik übten beide an Waffenhandel und Rüstungsexporten. Käßmann sagte, Deutschland gebe pro Jahr 33 Milliarden Euro für Rüstung und nur 29 Millionen Euro für Friedensinitiativen aus. Dabei lehnten zwei Drittel der Bundesbürger Rüstungsexporte ab. "Das macht mich hoffnungsvoll, dass Menschen lernen wollen, nicht mehr 'Hurra' zu Kriegen zu sagen." Die weltweit größten Abnehmer von deutschen Waffen seien ausgerechnet die Länder des Mittleren Ostens.
Wecker sagte, die einzigen Menschen, die sich über Kriege freuten, seien die Waffenhändler. Gleichwohl gebe es auch in Ländern wie dem Irak Initiativen, die sich mit wenig Geld für den Frieden einsetzten. "Das könnte man noch immens ausweiten."
Für das Buch sammelten der Künstler und die Theologin Texte verschiedener pazifistischer Traditionen von Konfuzius und Franz von Assisi über Erich Kästner und Martin Luther King bis zu Antje Vollmer und Eugen Drewermann. Dazu kommen aktuelle, eigens für diesen Band geschriebene Texte, etwa von Arno Gruen und Friedrich Schorlemmer.