Startseite Archiv Nachricht vom 09. März 2015

Rund 60 Teilnehmer bei jüdischem "Kippa-Flashmob" in Hannover

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Hannover (epd). Mit einem "Kippa-Flashmob" haben etwa 60 Juden und ihre Freunde am Montagabend in Hannover für ein vielfältiges jüdisches Leben in Deutschland demonstriert. Mit Kippas, der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung, sowie Israel-Fahnen und jüdischer Musik zogen sie zum Teil tanzend durch die Innenstadt. An der Demonstration beteiligten sich auch Landtagsabgeordnete von SPD und FDP. Befürchtete Provokationen von Rechtsextremisten blieben aus.

"Es ist schwer, eine Kippa zu tragen, weil man stigmatisiert wird", sagte Initiator Monty-Maximilian Ott (23) von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Hannover. Wer sich öffentlich mit einer Kippa zeige, müsse mit feindlichen Blicken und Sprüchen rechnen. Sie kämen von Muslimen ebenso wie aus der Mitte der deutschen Gesellschaft. "Wir wollen zeigen: Es gibt ein buntes jüdisches Leben in der Stadt, und das soll auch so bleiben", sagte er.

Vor allem nach dem Gaza-Krieg im vergangenen Jahr habe es "wüste antisemitische Ausfälle" in Deutschland gegen Juden gegeben. Ott erinnerte auch an den Überfall auf den Rabbiner Daniel Alter vor drei Jahren in Berlin.

An der Demonstration nahm auch der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, teil. "Die Aktion ist großartig", sagte er dem epd. "Aber man muss aufpassen, dass man es nicht übertreibt." Überfälle auf Juden seien in Deutschland zum Glück selten. In Hannover sei die Lage friedlich, und es gebe gute Beziehungen zur palästinensischen Gemeinde.

Nach Angaben der jüdischen Gemeinde-Vorsitzenden Ingrid Wettberg aus Hannover beeinträchtigen Antisemitismus und Judenfeindlichkeit spürbar das Leben von Juden. "Wir haben schon Abmeldungen in unserer Kindertagesstätte", sagte Wettberg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eltern hätten Angst vor Anschlägen und fürchteten, dass die Gemeinde nicht ausreichend geschützt sei. Ihre Gemeinde erhalte nahezu täglich Anrufe von besorgten Mitgliedern.

Mit dem "Kippa-Flashmob" reagierten die Demonstranten auf eine Aussage des Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Er hatte Juden davor gewarnt, in überwiegend von Muslimen bewohnten Stadtvierteln die Kippa zu tragen.

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