Startseite Archiv Nachricht vom 24. Februar 2015

"Christ in the City" – Vortrag von Landesbischof Meister in Addis Abeba

Die Darstellung der Archivmeldungen wird kontinuierlich verbessert. Sollten Sie Fehler bemerken, kontaktieren Sie uns gerne über support@systeme-e.de

"Die Kirchen müssen sich in den weltweiten Megacities mehr engagieren. Denn die Zukunft der Städte entscheidet sich nicht in Europa, sondern in den boomenden Regionen der Welt" sagte Landesbischof Ralf Meister in seinem Vortrag "Christ in the City" in Addis Abeba (Äthiopien). Dort ist zurzeit die vierte Partnerkonsultation des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen (ELM). 20 Vertreter aus 15 ELM-Partnerkirchen in Äthiopien, Botsuana, Brasilien, Indien, Malawi, Südafrika und der Zentralafrikanischen Republik beraten über theologische Fragen und die Herausforderungen für die evangelischen Kirchen durch die weltweit zunehmende Urbanisierung.

Meister sieht für eine missionarische Kirche große Herausforderungen im rasanten Wachstum der Städte in Südamerika, Afrika und Asien. In 20 Jahren würden vermutlich zwei Drittel der Weltbevölkerung in Großstädten und Megacities mit mehr als zehn Millionen Einwohnern leben. In der Konsequenz, so Meister weiter, bedeute dies eine enorme Zunahme der gesellschaftlichen Spaltung in Arme und Reiche, die schon jetzt in vielen Städten extrem sei. "Die Städte bleiben Schulen des Respekts und der Toleranz", so Meister, "weil die Begegnung mit dem Fremden die Voraussetzung städtischen Lebens ist. Es liegt in der Verantwortung der Religionsgemeinschaften, ob sie sich für die friedliche Lösung städtischer Konflikte einsetzen oder in interreligiösen Auseinandersetzungen selbst Gewalt ausüben. Die moderne Stadt braucht Kirchen, die sich ihrer öffentlichen Verantwortung als Teil wie als Gegenüber der Stadtgesellschaft bewusst sind."

Die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in einer Stadt ist biblisch begründet, so Meister. Er verweist auf das Buch Jona im Alten Testament, in dem eine ganze Stadt ihre Sünden bereute und vor Gott Buße tat. Auch im Neuen Testament sei die Stadt ein besonderer Ort der Hoffnung, wenn etwa Jesus zu seinen Jüngern sagt: "Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe." (Lukas 24,49)

Der Direktor des ELM, Michael Thiel sagte in einer Zwischenbilanz der Tagung: „Durch die Beiträge aus den Partnerkirchen und die Analyse der Situation von Menschen, die in die Stadt ziehen, ist mir deutlich geworden, dass wir die Blickrichtung unserer Überlegungen ändern müssen. Es geht nicht darum, wie die Fragen der Kirche bei den Menschen in der Stadt ankommen, sondern dass die Themen der Stadtmenschen in den Gemeinden und in der Kirche aufgenommen werden. Diese sind dann im Lichte des Evangeliums neu zu beleuchten. Dann werden wir als Kirchen neu entdecken, was unsere Mission im Blick auf diese Menschen ist.“

Ziel der in zweijährlichem Rhythmus stattfindenden ELM-Partnerkonsultationen ist die Abstimmung der Partnerkirchen auf gemeinsame Schwerpunkte der Zusammenarbeit. Als Werk der evangelisch-lutherischen Landeskirchen Hannovers, Braunschweig und Schaumburg-Lippe nimmt das ELM die Auslandsbeziehungen zu Partnerkirchen in Afrika, Asien und Lateinamerika wahr. Die Zusammenarbeit reicht dabei von der theologischen Ausbildung über medizinische, ökologische und soziale Projekte bis zum Austausch von Personal.

Äthiopien Teilnehmer

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Partnerkirchen-Konsultation in Addis Abeba. Foto: D. Freudenthal