Landesbischof Meister: Energiekonzerne behindern Endlagersuche
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Hannover (epd). Die Suche nach einem Endlager für Atommüll in Deutschland wird nach Ansicht des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister durch Klagen der Energiekonzerne wegen des Atomausstiegs massiv erschwert. Er könne zwar verstehen, wenn Konzernchefs aus Angst vor Haftungsfragen Klagen einreichten, sagte Meister der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (Dienstagsausgabe): "Aber mit den zahlreichen Klagen wird es umso schwieriger in der Kommission, Wege zu einem Neustart bei der Endlagersuche auszuloten." Der leitende Theologe ist als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Mitglied der Atomendlager-Kommission.
Im aktuellen Streit der Bundesländer um die Zwischenlagerung von 26 Castortransporten, die ab 2016 aus England und Frankreich wieder zurück nach Deutschland gebracht werden müssten, forderte Meister ein Machtwort der Kanzlerin. "Bislang wurde vereinbart, dass die Bundesländer sich freiwillig darüber einigen, wer wie viele Castoren aufnimmt." Das scheine aber nicht zu gelingen, seitdem das Zwischenlager am Kernkraftwerk Brunsbüttel ausfalle, sagte der Bischof: "Mit dem Prinzip Freiwilligkeit kommt man nicht weiter. Gut wäre, wenn die Bundesregierung die Entscheidung trifft." Wenn es helfe, auch durch ein Machtwort der Kanzlerin.
Die Energieversorgungsunternehmen sollten dem Theologen zufolge darüber nachdenken, wo sie in der Auseinandersetzung der vergangenen dreißig Jahre Fehler gemacht haben. Das gelte auch für die Kirchen. "Die evangelische Kirche hat viel zu lange gewartet, bis sie erkannt hat: Ja, mit der Kernenergie sind auch große Gefahren verbunden." Sie habe beispielsweise Pastoren zu Anfang der Auseinandersetzungen um Gorleben Predigtverbote erteilt. Heute müssten deren Verdienste gewürdigt werden.
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