Evangelischer Islambeauftragter: Gemeinsames suchen und Trennendes benennen
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epd-Gespräch: Jörg Nielsen
Hannover/Bremen (epd). Die Warnung des umstrittenen Bremer Pastors Olaf Latzel vor einer Vermischung der Religionen geht nach Ansicht des hannoverschen Islambeauftragten Wolfgang Reinbold ins Leere. "Niemand will die Religionen vermischen und eine Art Superreligion konstruieren. Die entscheidende Frage ist, ob wir den Dialog mit Muslimen suchen oder ihn ablehnen und statt dessen Polemiken von uns geben wollen", sagte der Experte der hannoverschen Landeskirche im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der streng konservative Latzel hatte am 18. Januar in der Martinikirche andere Religionen beleidigt und jede Annäherung an andere Religionen als Sünde verurteilt.
Latzel hatte in seiner Predigt Gott allein für die Christen in Anspruch genommen. Reinbold warnte vor solchen Behauptungen: "Wir leben in einer multireligiösen Welt und in einem multireligiösen Land." Gegenseitige Beschimpfungen führten zu einer gefährlichen Spaltung der Gesellschaft. Es müsse darum gehen, das Gemeinsame in den Religionen zu suchen und das Trennende im gegenseitigen Respekt zu benennen.
Die katholische Kirche sei hier deutlich weiter, sagte der evangelische Theologe: Bereits in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils Mitte der 1960er Jahre habe sie "mit Hochachtung" vom Islam gesprochen. Gemeinsam sei Christentum und Islam, dass sie "den einzigen Gott" anbeten, heiße es dort. Beide Religionen beriefen darüber hinaus sich auf den biblischen Erzvater Abraham.
In der evangelischen Kirche gebe es gute Erfahrungen mit multireligiösen Feiern zusammen mit Juden und Muslimen, etwa den gemeinsamen Schulanfangsfeiern oder ganz aktuell bei den derzeit wöchentlichen Friedensgebeten in der Marktkirche in Hannover. Dazu kämen regelmäßig mehr als Tausend Besucher zusammen. Einen "Kuschel-Dialog", der die Unterschiede vertuschen wolle, lehne er ab, unterstrich Reinbold: "Christen bleiben Christen, Muslime bleiben Muslime und Juden bleiben Juden, auch bei multireligiösen Friedensgebeten."