Mehr als 13.000 Niedersachsen demonstrieren gegen "Pegida"
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Braunschweig (epd). Rund 13.000 Menschen haben am Montagabend in Niedersachsen friedlich gegen die islamkritische "Pegida"-Bewegung demonstriert. Allein in Braunschweig kamen nach Veranstalter-Angaben rund 8.000 Menschen zusammen. "Das ist die größte Demonstration gegen Rassismus, die es in Braunschweig je gegeben hat", sagte Sprecher David Janzen vom "Bündnis gegen Rechts" auf dem Schlossplatz. Am Rande des Platzes versammelten sich nach Polizeiangaben rund 500 Unterstützer des "Pegida"-Ablegers "Bragida" ("Braunschweiger gegen die Islamisierung des Abendlandes"), darunter auch viele Anhänger der rechtsextremen Szene.
In Osnabrück zogen mehr als 4.500 "Pegida"-Gegner unter dem Motto "Wir sind Charlie, nicht Pegida" gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit durch die Straßen. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) zeigte sich unzufrieden mit dem Demonstrationsverbot in Dresden: "Wir dürfen das hohe Gut der Versammlungsfreiheit nicht dem Druck der Terroristen opfern." Die Meinungsfreiheit gelte auch für Menschen, die Politiker kritisierten und einfach ihren Frust äußern wollten. "Wer Sorgen hat, soll sie benennen dürfen, aber er soll die Wahrheit sagen."
Zugleich betonte der Minister, niemand habe das Recht, Menschen dabei zu diskriminieren und Muslime pauschal für terroristische Anschläge verantwortlich zu machen. Es könne nicht sein, vier Millionen friedlich in Deutschland lebende Muslime in Sippenhaft zu nehmen.
In Braunschweig warnte Landesbischof Christoph Meyns bei einer Andacht im überfüllten Dom davor, Ängste und Vorurteile zu schüren, die auf Abwertung, Diskriminierung, Hass und Gewalt zielten. Ängste müssten auch gehört werden, forderte der Theologe: "Aber dumme Parolen kann und darf man nicht ernst nehmen." Andernfalls würden Minderheiten zu "einer Zielscheibe von Abwertung und Verachtung".
Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD) sagte bei der Kundgebung unter Applaus, seine Stadt stehe für eine offene Gesellschaft und das friedliche Miteinander von Kulturen und Religionen: "Lasst uns dafür streiten, dass Braunschweig ein Ort der Vielfalt und nicht ein Ort der Einfalt im Denken ist." Für den Rat der Muslime in Braunschweig sagte Suat Durgut, die Muslime sähen sich als wichtiger Teil der Stadtgesellschaft.
In Hameln kamen bei einer Mahnwache gegen Fremdenfeindlichkeit rund 900 Menschen zusammen. Die islamkritische Gruppe "Hamgida" hatte ihre geplanten "Abendspaziergang" kurzfristig abgesagt. In Göttingen versammelten sich rund 400 Demonstranten im Stadtzentrum. Redner erinnerten auch an den Terror des rechtextremen Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU).
Etwa 200 Demonstranten kamen der Polizei zufolge in Northeim zusammen. Zu den Protesten hatten Bürgerbündnisse aus Gewerkschaften, Kirchen, Parteien, Verbänden oder Unternehmen aufgerufen.
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