Kriminologe Pfeiffer: TV-Krimis schaffen übertriebene Ängste vor Kriminalität
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Hamburg/Hannover (epd). Der hannoversche Kriminologe Christian Pfeiffer (70) sieht in der großen Zahl von Fernsehkrimis eine Ursache für die übertriebene Angst der Deutschen vor Kriminalität. Deutschland sei noch nie so friedlich gewesen wie jetzt, sagte der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen dem "Hamburger Abendblatt" (Montagausgabe). Es werde jedoch kaum wahrgenommen, in welch hohem Maße Tötungsdelikte, Sexualmorde und Kindesmissbrauch zurückgegangen seien. Die Deutschen seien Opfer eines "auf Kriminalitätsgeschichten fixierten Fernsehens". Pfeiffer: "Die gefühlte Kriminalitätstemperatur hat mit der Realität nichts gemein."
Vor allem die Gewalt in den Familien sei stark zurückgegangen, bilanziert Pfeiffer. Die Zahl der Kindstötungen sei innerhalb von 20 Jahren auf etwa die Hälfte, die Jugendgewalt seit 2007 um 41 Prozent gesunken. Auch die Zahl der Suizide junger Menschen sei innerhalb von zehn Jahren um ein Drittel zurückgegangen. Die Ursache dieser positiven Entwicklung sieht der Kriminologe vor allem in einer gewaltfreieren Erziehung. Pfeiffer: "Mehr Liebe statt Hiebe, das ist die Quelle der positiven Entwicklung."
Die männlichen Verlierer des Schulsystems sind nach Einschätzung Pfeiffers besonders anfällig für Versprechungen von Extremisten. "Wir erzeugen mit Fehlern in der Bildungspolitik den Nachwuchs für aggressive Salafisten und IS." Pfeiffer fordert die Abschaffung der Hauptschule in Niedersachsen. Sie sei eine "Restschule" und "eine Zusammenballung von meist männlichen Verlieren".