Rund 12.500 Besucher in der NS-Gedenkstätte Sandbostel
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Sandbostel/Kr. Rotenburg (epd). Im ersten Jahr nach der Eröffnung der neu gestalteten Gedenkstätte im niedersächsischen Sandbostel sind Tausende Besucher auf das Gelände des ehemaligen NS-Kriegsgefangenenlagers gekommen. Unter den etwa 12.500 Gästen waren nach Angaben von Gedenkstätten-Leiter Andreas Ehresmann 2014 besonders viele Gruppen. Ihre Zahl steige: "Wir haben mehr als 600 Gruppen begleitet", bilanzierte Ehresmann. Sandbostel im Landkreis Rotenburg ist eine der wenigen Gedenkstätten am Ort eines ehemaligen Kriegsgefangenenlagers in Deutschland.
Sandbostel war auch das Ziel von etwa 500 Besuchern aus dem europäischen Ausland und weiter entfernten Ländern wie Australien, Kanada, den USA, Israel und Südafrika. Darunter waren wenige noch reisefähige Überlebende des Lagers, oftmals aber Angehörige der zweiten, dritten und zunehmend auch der vierten Generation, die hier ihrer Familienmitglieder, Freunde und Kameraden gedachten. Die Gedenkstätte rechnet damit, dass 2015 und damit 70 Jahre nach Befreiung des Lagers ihre Zahl weiter steigt.
"Das sind eindrucksvolle Begegnungen", sagte Ehresmann. "Sie erinnern uns daran, dass wir verantwortungs- und würdevoll mit dem historischen Ort umgehen - im Sinne der Menschen, die hier gelitten haben und gestorben sind." Bis zur Befreiung durch britische Soldaten am 29. April 1945 durchliefen 313.000 Kriegsgefangene, Zivil- und Militärinternierte aus mehr als 55 Nationen das Lager. Nachgewiesen ist, dass 5.162 Kriegsgefangene starben. Überdies kamen etwa 3.000 KZ-Häftlinge ums Leben. Wahrscheinlich ist die Zahl aller Toten höher, doch seriöse Hinweise fehlen noch.
Um künftig besser Auskunft über das Schicksal von Gefangenen geben zu können, wird derzeit das Archiv der Gedenkstätte überarbeitet. Die öffentlich zugängliche Spezialbibliothek auf dem Gelände ist bereits neu organisiert. Die Zahl der Anfragen insbesondere aus Frankreich, Italien und den ehemaligen Teilrepubliken der Sowjetunion steige, sagte Ehresmann. Unter den Gästen sind seinen Angaben zufolge erfreulicherweise viele junge Leute, nicht nur aus der Region: "Zahlreiche Schulen planen inzwischen einen Besuch im Rahmen deutsch-polnischer und deutsch-französischer Jugendbegegnungen."
Nach der Befreiung 1945 errichteten die Briten in Sandbostel ein Internierungslager für ehemalige Angehörige der Waffen-SS. 1948 übernahm das niedersächsische Justizministerium den Standort als Strafgefängnis, später wurde er als Notaufnahmelager für junge männliche DDR-Flüchtlinge sowie als Bundeswehrdepot genutzt.
1973 übernahm die Gemeinde Sandbostel das Gelände und wies es als Gewerbegebiet "Immenhain" aus. Später erwarb die Stiftung Lager Sandbostel einen Teil des ehemaligen Lagergeländes und richtete auf einem nun 3,2 Hektar großen Areal die heutige Gedenkstätte mit historischen Baracken ein. Eine neue Dokumentation mit zwei Ausstellungen wurde Ende April 2013 eröffnet.