Sozialexperte Wegner: Mindestlohn gut für Selbstwertgefühl der Gesellschaft
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Hannover (epd). Der zum Jahresbeginn eingeführte Mindestlohn ist nach Ansicht des kirchlichen Sozialexperten Professor Gerhard Wegner auch für das Selbstwertgefühl der deutschen Gesellschaft von Bedeutung. "Er setzt einen Haltepunkt bei den Löhnen und hat eine stabilisierende Gerechtigkeitswirkung", schreibt der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einer Themenbeilage zur Zeitschrift "Journalist".
Deutschland sei lange Zeit stolz auf seine soziale Marktwirtschaft gewesen und darauf, dass es im Vergleich zu Ländern wie England oder den USA kaum Kinderarmut oder Altersarmut gab, schreibt Wegner. In den vergangenen 20 Jahren habe aber die Kinderarmut immer stärker zugenommen. "Das wird von vielen als beschämend empfunden und hat unser nationales Selbstbewusstsein durchaus beschädigt."
In Deutschland gibt es Wegner zufolge die Auffassung, dass sich Leistung lohnen müsse. Dennoch unterscheide sich das Gerechtigkeitsempfinden etwa von dem in den USA. Es werde in Deutschland viel weniger akzeptiert, wenn Arm und Reich immer weiter auseinanderdrifteten. Ob der Mindestlohn jedoch tatsächlich zur Armutsbekämpfung beisteuern werde, bleibe abzuwarten.
Erstmals gibt es seit Jahresbeginn in Deutschland eine mit wenigen Ausnahmen flächendeckende Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde. Knapp vier Millionen Menschen werden davon profitieren. Die Arbeitgeber warnen von negativen Konsequenzen, die Gewerkschaften freuen sich.