Landesbischof kritisiert Energiekonzerne
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epd-Gespräch: Ulrike Millhahn
Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister fordert Energiekonzerne wie E.on dazu auf, auch künftig zu ihrer Verantwortung für die Lagerung von hochradioaktivem Atommüll zu stehen. "Wir brauchen eine garantierte Finanzierung für die Zukunft", sagte der evangelische Theologe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er kritisierte, dass Energieversorger zurzeit mit vielen Klagen gegen zentrale Elemente des Ausstiegs aus der Atomenergie vorgingen.
"Diese Klagen erleichtern die Arbeit der Kommission für die Endlagersuche nicht", sagte Meister, der selbst Mitglied in dem Gremium ist. Der Ausstieg aus der Atomenergie sei politisch und gesellschaftlich gewollt und damit unabwendbar. Das Verursacherprinzip müsse auch in Zukunft garantiert bleiben. Es verpflichte die Energieunternehmen, für die Folgen der friedlichen Nutzung der Atomenergie einzustehen. Auch strategische Neuausrichtungen müssten darauf überprüft werden, ob sie ihre zukünftigen Ertragserwartungen auch an ihre historischen Verpflichtungen bänden.
Meister gehört als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission an. Sie soll bis Ende 2015 die Suche nach einem Standort für hochradioaktiven Atommüll vorbereiten. Die 32 Mitglieder kommen aus Parteien und Landesregierungen sowie aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gewerkschaften und Umweltverbänden.
Innerhalb der Kommission versucht Meister zufolge jedes Mitglied, sich für seine Institution, sein Bundesland oder seine Partei zu rechtfertigen. "Wir bleiben bisher in einer hohen Interessensgebundenheit gefangen. Aus diesem Gefängnis müssen wir ausbrechen, sonst kann es keinen Konsens geben."
Dazu gehöre als erstes die Einsicht in die Fehler der Vergangenheit, unterstrich der Theologe: "Die Nutzung der Atomenergie hat seit einem halben Jahrhundert in unserem Land zu tiefen gesellschaftlichen Konflikten geführt." Nur absolute Ehrlichkeit, Gewissenstreue und Lösungswilligkeit könnten aus dieser Gemengelage heraushelfen. "Wir müssen ein Grundverständnis darüber erreichen, dass wir von den Umweltverbänden bis zur Atomindustrie - theologisch ausgedrückt - schuldhaft sind in diesem Verfahren."
Außerdem seien auch weiterhin klare Stimmen von außen nötig, um die Arbeit der Kommission kritisch zu begleiten. "Die Bürgerinitiativen lassen sich teilweise nicht einladen, weil sie keine politische Feigenblattfunktion übernehmen wollen", betonte der Bischof: "Das bedauere ich sehr, habe aber dafür auch Verständnis." Die Vertreter der Umweltverbände müssten so ausgestattet werden, dass sie "auf Augenhöhe" mitarbeiten könnten.
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