Es ist Advent: Gott kommt

Andacht zum 1. Advent
Torbogen
Bild: Unsplash/Nikola Knezevic

Die Autorin

Dr. Sybille C. Fritsch-Oppermann ist Pastorin in Hannover.
Bild: Thomas Block
Dr. Sybille C. Fritsch-Oppermann

Dr. Sybille C. Fritsch-Oppermann ist Pfarrerin em. der EKHN, Lyrikerin und Religionswissenschaftlerin, sie lebt und arbeitet in Windheim-Petershagen und Hannover. Foto: Thomas Block

Es ist Advent. Gott kündigt sich an. Er besucht die Welt. Er sehnt sich nach mir, so wie ich mich nach einer Liebe sehne, die mich und Dich und uns in sich aufhebt und birgt zugleich.

Gott wird Mensch, er geht an unserer Seite in ein nicht immer gewisses Morgen. Er tröstet uns über alle verpassten Chancen. Gott kommt heute.

Und ich warte voller Sehnsucht auf seine tägliche Ankunft, die ich in jedem Advent neu zu verstehen lerne. Ein Licht geht mir auf mitten in der Nacht. Hoffnung macht sich breit trotz allem Irrsinn. Gott kommt. Es ist 5 vor 12. Er kommt. Für diese bedingungslose Liebe ist es nie zu spät. Diese Hoffnung gegen allen Augenschein kann keine Waffe töten. Diesen Glauben daran, dass er der Schöpfer all dessen ist, was ist, der Menschen, aber auch der belebten und der unbelebten Natur, kann niemand vergiften.

Das ist fast unglaublich, aber unbedingt wahr.

Gott schenkt mir zu Weihnachten den Durchblick, den ich brauche, um die falschen Spiele der Welt zu entlarven. Er stärkt mir den Rücken, dass ich mich nicht verbiege und die Dinge beim Namen nenne. Er zeigt mir den Trotz, dem ein Trotzalledem entwächst. Ein weihnachtliches Dennoch, in dem schon österlicher Aufstand blüht.

Es ist Advent. Gott kommt. Zeit, sich darauf vorzubereiten. Zeit, sich daran zu erinnern, Zeit, sie jetzt anzunehmen und ernstzunehmen und umzusetzen und der Welt zu verkündigen diese große Freude. Zeit, miteinander ein Willkommenslied zu singen. Zeit, dem Unrecht die Stirn zu bieten.

Zum Trotz

den Machtlüsternen hüben und drüben,
den Kriegstreibern hüben und drüben zum Trotz,
den geldgeil Handel treibenden mit Waffen und Öl,
den Herrschenden ohne Land über die Länder anderer,
den ichbesessenen Ausbeutern selbstloser Ressourcen zum Trotz
singe ich mir die Seele aus dem Leib,
rufe ich nach dem sich entfernenden Gott Urgrund Allumfassenden Größeren,
werfe ich meinen guten Willen der Welt vor zum Fraß,
suche ich zu halten was vom Urgrund mir innen zu eigen aller Entfremdung
zum Trotz:
Gott kommt.

Diesem Gott gehört die Welt

Die Erde und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Und die reinen Herzens sind, erinnern sich noch daran. Und die unschuldige Hände haben, fassen ihn auch heute. Und die ehrlich sind, werden das Wort, das am Anfang war, ausrufen gegen Terror und Gewalt.

Das wird ein Segen sein, wenn Gottes Gerechtigkeit das Unrecht der Herrschenden in die Schranken weist. Und sein Shalom die Erde bedeckt und ihre Wunden heilt.

Amen!

Predigttext,
Psalm 24,1–10
1 Ein Psalm Davids. Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. 2 Denn er hat ihn über den Meeren gegründet und über den Wassern bereitet. 3 Wer darf auf des HERRN Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? 4 Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lüge und nicht schwört zum Trug: 5 der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils. 6 Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs. Sela. 7 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,[1] dass der König der Ehre einziehe! 8 Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. 9 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! 10 Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre. Sela.
Sybille C. Fritsch-Oppermann