Vor uns liegt der 3. Sonntag nach Epiphanias, nach dem Dreikönigstag am 6. Januar. Er erinnert an die Weisen aus dem Morgenland, die dem Stern folgen und das neugeborene Kind in der Krippe finden.
Das müssen erstaunliche Leute gewesen sein, die Gefahren und Strapazen einer so weiten Reise nur auf die Kunde hin zu unternehmen, dass da irgendwo in Bethlehem Gottes Sohn geboren wurde. Vielleicht wussten sie nicht einmal von dieser Geburt, mit der Gott sich ganz be-greifbar gemacht hatte, mit der er aus diesem Weltgeschehen fortan nicht mehr wegzudenken war, und mit der wir Gott selbst an unserer Seite wissen, ganz gleich, wie steinig und verworren die Wege auch sein mögen. Vielleicht wurden sie von nichts weiter getrieben als dem Willen zu einem Neuanfang, zu der Suche nach etwas Größerem, nach göttlicher Liebe und Sinn.
Den Weg als Ziel nehmen.
Die Krise noch als Chance begreifen.
Dem Absurden in diesem Leben und in dieser Welt die Stirn bieten.
Einfach immer weitermachen, weitergehen, so wie auch Paulus. Erst den Juden das Evangelium zu predigen, dann allen, die es nur irgend hören wollten.
Das ist ein Weg, den Menschen aller Religionen mit denen teilen, die keiner Religion zugehören. Die Glaubensstarken mit den Zweifelnden und auch den Verzweifelten noch.
Auch der Existentialist Albert Camus hat darüber geschrieben. Im MYTHOS DES SISYPHOS.
Die zentrale Frage ist da: Kann der Mensch in einer absurden Welt Sinn finden? Ein Mensch, der keinen Gottesglauben kennt und für den mit dem Tod alles zu Ende ist. Aber eben trotzdem mit dieser un-sterblichen Sehnsucht nach Selbstverwirklichung. Camus fordert uns auf, nicht aufzugeben, gegen das Absurde zu revoltieren und so zur Freiheit zu finden.
„Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache.“
(Albert Camus, Der Mythos des Sisyphos)
Ich glaube, dass Gott genau diesen Löwenmut von uns Menschen will, die wir noch immer ihm ebenbildlich sind. Von denen unter uns, die noch glauben können und auch von denen, die ihren Glauben verloren haben.
Ich hoffe, dass wir uns, so verschieden wir auch sind, in dieser Sehnsucht nach etwas Größerem zusammentun werden und die Gier und den Unfrieden und das Unrecht besiegen.
Ich liebe die Menschen, die selber liebe-voll, wenn auch etwas starrköpfig vielleicht, nicht aufgeben, die Felsbrocken ihrer und unserer gemeinsamen Geschichte in eine bessere Zukunft, in Gottes Shalom hinauf zu rollen.
Amen – das sei gewisslich wahr.
Römer 1,13–17