Gewaltige Erwartungen

Andacht zum 3. Advent
Alle Jahre wieder ist es so, dass viel Aufheben gemacht wird darum, viel Besinnlichkeit zu inszenieren. Gelingt das?
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Jakob Kampermann
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Jakob Kampermann

Der Wochenspruch für diese Woche ist ein Vers aus dem Predigttext heute: "Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig." Ich nehme an, dass die Erwartung, die dieser Vers weckt, gewaltig sind. Sind das unsere Erwartungen, die wir an das Weihnachtsfest haben? An die Adventszeit vor Weihnachten? Von Besinnlichkeit ist da doch oft die Rede. Das klingt viel ruhiger. Aber deshalb weniger gewaltig?

Alle Jahre wieder ist es so, dass viel Aufheben gemacht wird darum, viel Besinnlichkeit zu inszenieren. Wie passt das zusammen? Alle Jahre wieder?

"Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott." Damit fängt der Predigttext aus dem Buch des Propheten Jesaja an. Was macht denn Trost aus? Es ist wahrscheinlich das Aushalten. Nicht alleine gelassen zu werden. Das ändert an der Tatsache nichts, an der man sich eigentlich stört. Unter der man leidet. Aber der andere läuft nicht weg. Und das ändert alles.

Friedrich Spee hat 1622 einen Text veröffentlicht, der bis heute im Advent gesungen wird:
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.

Grund zum Jammern gibt es genug. Weltweit. Aber nicht wegzulaufen, das mit auszuhalten, macht einen Unterschied. Und passt zu der Weihnachtsgeschichte, die wir in ein paar Tagen erzählen werden. Gott wird Mensch. Und das mit einer geradezu bedrückenden Geburt im Stall. Besinnlich? Meinetwegen. Gewaltig? Unbedingt. Das klingt jetzt schon ein bisschen nach Ostern: Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.

Amen.

Biblischer Text,
Jesaja 40,1–11
Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat die volle Strafe empfangen von der Hand des Herrn für alle ihre Sünden. Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat’s geredet. Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des Herrn Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk! Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich. Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der Herr! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.
Jakob Kampermann