Startseite Archiv Nachricht vom 18. Mai 2019

Tätigkeitsbericht des ELM

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In der ersten Sitzung der gemeinsamen Synodentagung von hannoverscher und Braunschweiger Landeskirche stand die Arbeit des Evangelisch-Lutherischen Missionswerkes in Niedersachsen (ELM) im Mittelpunkt. „Das ursprüngliche Grundsatzprogramm, Bildung und Ausbildung für die Gemeinde und die Mission zu ermöglichen, um den Glauben in die Welt zu tragen, hat sich im Laufe der 170jährigen Geschichte zu einer ‚holistic mission‘ entwickelt.“, sagte ELM-Direktor Michael Thiel bei der Vorstellung seines Berichtes. Neben Aufbau und Pflege von Partnerschaftsarbeit kämen heute ganzheitliche Fragen der globalen Gerechtigkeit und der Verbesserung sozialer Lebensumstände in den Blick. Das habe die Identität der Einrichtung verändert. „Wir wollen mit unserer Arbeit Menschen in Beziehung bringen, damit das Evangelium in Kommunikationszusammenhänge kommt, aus denen wir dann voneinander lernen,“ so Thiel. Die Zusammenarbeit mit den Partnern auf vier Kontinenten profiliere immer auch die eigene Arbeit und verändere diese stetig.

Das aus der Hermannsburger Mission hervorgegangene ELM ist heute eine Stiftung, die im Wesentlichen von der Landeskirche Hannovers sowie der Braunschweiger und Schaumburg-Lippischen Landeskirche getragen und finanziert wird. Die missionarische Einrichtung fördert das interkulturelle Gespräch über Glaubensinhalte und begleitet, berät und unterstützt Kirchengemeinden bei der Partnerschaftsarbeit. Die Studiengänge des ELM für interkulturelle Theologe führen Studierende aus über 40 Ländern an die Hermannsburger Fachhochschule. Die Austauschprogramme, in denen Freiwillige, Studierende aber auch Pastoren und Pastorinnen ins außereuropäische Ausland entsendet werden und seit 2011 ebenso junge Menschen aus dem globalen Süden einen Freiwilligendienst in Deutschland absolvieren, zählen mittlerweile knapp 1.000 Teilnehmende. „Alle Formate sind bestimmt von dem Gedanken der gemeinsamen Verantwortung vor Gott und der Welt. Das geht in alle Himmelsrichtungen,“ ergänzt Thiele.

Der ELM-Direktor sprach auch die sogenannten „shrinking spaces“ an. Gemeint sind damit enger werdende Handlungsspielräume für das Leben von religiösen Minderheiten. „Hier heißt es, Anwalt zu sein für unsere Partner“, forderte Thiel.

In der anschließenden Aussprache mahnte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr (Sprengel Ostfriesland-Ems) Christenverfolgung angesichts politischer Zurückhaltung „deutlicher beim Namen zu nennen“.  Thiel gab zu bedenken, dass Christenverfolgung nie für sich stehe, sondern immer auch andere Minderheiten betreffe. ELM-Referentin Hanna Rose machte am Beispiel der Zentralafrikanische Republik deutlich, dass Konflikte häufig religiös instrumentalisiert werden. „Es geht immer auch um Macht und Ressourcenzugang“, so Rose.

Die hannoversche Synodale Dr. Katja Lembke (Hildesheim) fragte nach den Bemühungen, sich mit der kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Direktor Thiel schilderte, dass ein Aufarbeitungsprozess im Rahmen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gestartet worden sei, der insbesondere die Zeit der Apartheid in den Blick nimmt. Auch die Rückübereignung von kolonialzeitlichen Gegenständen sei ein Thema, das jedoch in erheblichem Maße interkulturelle Sensibilität erfordere, etwa bei der angemessenen Behandlung von Kultgegenständen.

Nach der künftigen Entwicklung der Missionsarbeit gefragt, stellt Thiel fest: „Das Geld wird nicht mehr.“ Daher werde sehr genau geprüft, ob Arbeitsbereiche aufgegeben werden müssten. In den Partnerkirchen seien die Projektionen ‚Kirche 2060‘ bereits Realität. Nach Thiels Ansicht biete sich die Möglichkeit, davon zu lernen: „Wir können mit offenen Ohren und Herzen danach fragen, was wir für die eigene Kirche mitnehmen können.“

Prof. Dr. Florian Wilk (Göttingen) betonte, dass Interkulturalität nicht nur für internationale Beziehungen wichtig sei, sondern auch in den Gemeinden vor Ort. „Dort finden die interkulturellen Begegnungen statt.“, so der synodale Vertreter der Theologischen Fakultät Göttingen. Abt Horst Hirschler (Loccum) fasste die weltumspannende Reichweite der kirchlichen Arbeit in markanter Weise zusammen: „Das Evangelisch-lutherische Missionswerk ist unser Außenministerium.“