Startseite Archiv Nachricht vom 10. Juli 2020

Bericht zur Finanzlage der Landeskirche

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Die Corona-Pandemie wird nach Ansicht des Juristischen Vizepräsidenten des Landeskirchenamtes, Dr. Rolf Krämer, zu dramatischen Einbrüchen bei den Finanzen der Landeskirche Hannovers führen. "Die laufenden Kirchensteuererträge in diesem Jahr liegen um bis zu 15 Prozent hinter den Vorjahreswerten. Sie lassen erwarten, dass wir mit diesen Prognosen nicht noch schlechter werden", sagte Krämer auf der II. Tagung der 26. Landessynode. Nach gegenwärtiger Sicht könnten im laufenden Jahr im Extremfall  bis zu 90 Millionen Euro fehlen.

"Das Virus hat verheerende Folge für die Gesellschaft, die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und die gesamten Steuereinnahmen. Die Auswirkung der Corona-Pandemie auf die Finanzlage aller Körperschaften in unserer Landeskirche sind dramatisch." Die Landeskirche müsse mit deutlich geringeren Kirchensteuereinnahmen auskommen, so Krämer. Auch viele Tagungshäuser hätten keine Einnahmen, ebenfalls seien die Spenden in den Kirchengemeinden zurückgegangen.

Durch die Corona-Epidemie seien sowohl die staatliche Einkommenssteuer als auch die damit verbundene Kirchensteuer eingebrochen - denn Arbeitslose oder durch die Corona-Epidemie arbeitslos Gewordene zahlen keine Kirchensteuer. In den vergangenen Wochen sei zudem die Zahl der Personen in Kurzarbeit auf rund sieben Millionen gestiegen. Auch diese würden nicht zur Kirchensteuerzahlung veranlagt. "Die Corona-Pandemie wird den Arbeitsmarkt in diesem Jahr belasten, sie hat gravierende Auswirkungen weit über 2022 hinaus."

Ab 2023 gingen viele aus der "Babyboomer"-Generation in den Ruhestand, auch die Anzahl der Kirchenmitglieder nehme insgesamt ab. Die Kirchensteuereinnahmen würden sich dann bei rund 625 Millionen Euro seitwärts einpendeln, sagte Krämer. Im Haushaltsjahr habe die Kirchensteuereinnahme noch rund 612 Millionen Euro betragen, im kommenden Jahr prognostizierte der Vizepräsident 580 Millionen Euro.

Die Synodale Christine Lührs aus dem Kirchenkreis Diepholz sagte, der Bericht in Bezug auf das kirchliche Leben habe sie auch jenseits der finanziellen Situation aufgerüttelt: "Ich rechne damit, dass wir in den kommenden Jahren einen massiven Kirchenaustritt haben werden." Sie erlebe durchaus kirchliche Arbeit an der Basis mit starkem Engagement von Ehrenamtlichen. Doch das bisherige Konzept allein funktioniere in der heutigen Zeit nicht mehr. "Wenn wir da stehen bleiben, wo wir jetzt sind, ist das, was wir als Kirche wollen, bald nicht mehr da. Wir müssen unsere Arbeit verändern und auf den Marktplatz gehen, wo die Menschen sind." In der Synode müssten Denkprozesse angestoßen werden, "wie wir die Kirche zukunftsfähig gestalten können."

Auch der Synodale Dr. Jörg Zimmermann aus dem Kirchenkreis Celle betonte, dass die anstehenden wichtigen Strukturdiskussionen nicht nur unter der finanziellen Perspektive angegangen werden dürften. Roger Cericius, Synodaler aus dem Kirchenkreis Laatzen-Springe, mahnte zu Investitionen im Zuge der Strukturüberlegungen: "Wir brauchen Investitionen nach vorne, aber es wird dabei auch nicht ohne Schmerzen und vielleicht auch Zerreißproben gehen."

Der Juristische Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Dr. Rolf Krämer, zeigte sich insgesamt hoffnungsvoll, dass am Ende des Prozesses eine "leistungsfähige Kirche auf einem etwas niedrigeren finanziellen Niveau" stehen werde.