Bischofsbericht III
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Zwei Grundlinien der neuen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) markierte Ralf Meister in seinem Bericht vor der hannoverschen Synode. Zum einen lasse sie „Abschmelzungsprozesse“ erkennen, zum anderen „zeigen die Ergebnisse der Studie eine Reihe von Potenzialen, die für zukünftige Entwicklungen der Kirche fruchtbar zu machen sind: Die hohe Wertschätzung der Kasualien und das ausgeprägte Vertrauen in die Diakonie (…), die enge Verbindung zwischen der Kenntnis der Pfarrerin / des Pfarrers und der eigenen Kirchenbindung und schließlich das hohe Maß an Sozialkapital, das die Protestanten (…) der gesamten Gesellschaft zur Verfügung stellen.“
Dabei gebe es nicht den einen richtigen Weg, Kirchenmitglieder zu binden, schlussfolgerte der leitende Geistliche. „Die Mitgliedschaft in einer evangelischen Kirche ist für viele Menschen entscheidend wichtig, ohne dass alle Motive und Gründe dafür aufgedeckt werden können. Wir erreichen nicht nur die Kirchgänger, sondern bilden mit unserer kirchlichen Arbeit ein Netz, mit dem sich Menschen in ganz verschiedener Weise verknüpfen.“
Mitglieder hätten hohe Erwartungen an die Kirche und verstünden sich zunehmend als „religiöse Akteure“. Nach wie vor spiele der Beruf der Pastorin, des Pastores eine sehr wichtige Rolle für das evangelische Profil. „Mehr als drei Viertel der evangelischen Kirchenmitglieder kennen eine Pfarrerin bzw. einen Pfarrer mindestens namentlich oder vom Sehen. Ein solcher persönlicher Eindruck – das zeigt der Vergleich mit denen, die keinen Pfarrer kennen – steht in engem Zusammenhang mit der Kirchenbindung.“ Dabei seien nicht unbedingt Seelsorgegespräche und persönliche Kontakte das Entscheidende, sondern es seien ganz überwiegend öffentliche Auftritte, wie z.B. bei den Kasualien in denen Pastoren als Person wahrgenommen und „zum Repräsentanten der Kirche“ würden.
Die KMU hatte festgestellt, dass 13% der Evangelischen in Deutschland eine intensive Praxis der Mitgliedschaft leben. „Das sind, bezogen auf unsere Landeskirche“, so Meister, „ mehr als 300.000 Menschen - eine unglaublich große Zahl hochengagierter Mitglieder.“
Einschränkend stellte der Bischof allerdings fest, dass solche soziologischen Untersuchungen zwar grundsätzlich wichtig seien, aber in ihrer Bedeutung für kirchliche Handlungsstrategien nicht überschätzt werden sollten. „Wer aus diesen Ergebnissen ein Handlungsprogramm entwirft, wie wir zukünftig die Pastoren ausbilden und die Gemeinden aufstellen müssen, welche Leuchttürme neu errichtet und welche alten eingerissen werden sollen, überschätzt diese Analyse und löst sie – übrigens theologisch fahrlässig – vom Wirken des Heiligen Geistes, der sich widerständig und überzeugend jeder Befragung entzieht.“
Landesbischof Ralf Meister. Bild: Jens Schulze