Startseite Archiv Bericht vom 12. Juni 2014

Bibelarbeit

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Der Apostel Paulus bietet ein Modell dafür, wie das Zusammenleben mit Migranten theologisch begründet werden kann. Das sagte Florian Wilk in seiner Bibelarbeit zu Versen aus dem Römerbrief (1,16+17; 3,21-4,3).

Auf Wunsch der Synode soll es künftig während jeder Tagung eine biblische Besinnung dieser Art geben. Den Aufschlag machte der Neutestamentler von der Universität Göttingen, selbst Mitglied der Synode, zu eignem Thema, das auch im späteren Bericht des Landeskirchenamtes zur Sprache kam: Migration.

Florian Wilk deutete die Worte des Paulus - „Das Rühmen ist ausgeschlossen! - im Zusammenhang der Zuwanderung. Für ein friedliches Zusammenleben von Einheimischen und Migranten sei „wechselseitiger Respekt vonnöten". Dazu liefere der Apostel diese Begründung: „Alle haben gesündigt…“ Der Hochschullehrer erinnerte an die Überzeugung des Paulus, wonach Gottes Heilsmacht in Christus universal wirksam sei. Die besondere Erwählung der Juden stelle der Apostel nicht infrage, zugleich fänden für ihn Juden und Nicht-Juden im Evangelium zu einer Einheit.

Paulus biete im Römerbrief gewissermaßen „Mindeststandards“ für das Zusammenleben. Dazu gehöre die Einsicht, dass das menschliche Handeln („Werke“) nicht belanglos ist. „Aber in der Rechtfertigung spielen sie keine Rolle“, sagte der Bibelwissenschaftler mit Blick auf die Geschichte des jüdischen Erzvaters Abraham. Für Paulus das Vorbild.

„Wir stehen als Kirchengemeinden vor der Herausforderung, das Zusammenleben mit Migranten zu gestalten“, beschrieb der Hochschullehrer die Intergrationsaufgabe. Die Größe dieser Aufgabe zeige sich gerade angesichts der Erkenntnis, dass das paulinische Modell des Zusammenlebens von Juden und Heiden geschichtlich gescheitert ist, so Wilk: „Die trennenden Kräfte waren zu groß“. Dennoch lasse sich bei Paulus eine theologisch begründete Grundhaltung lernen: die des wechselseitigen Respekts.

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Bild: Jens Schulze

Text der Bibelarbeit: Römerbrief 1, 16.17 und 3, 21-4,3

Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.
Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«

Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.

Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.

Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. Oder ist Gott allein der Gott der Juden? Ist er nicht auch der Gott der Heiden? Ja gewiss, auch der Heiden. Denn es ist der eine Gott, der gerecht macht die Juden aus dem Glauben und die Heiden durch den Glauben. Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf.

Was sagen wir denn von Abraham, unserm leiblichen Stammvater? Was hat er erlangt? Das sagen wir: Ist Abraham durch Werke gerecht, so kann er sich wohl rühmen, aber nicht vor Gott. Denn was sagt die Schrift? »Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.« (1.Mose 15,6)