Startseite Archiv Bericht vom 05. Juni 2008

Bericht Landesbischöfin: „Kirche sind wir nur als Gemeinschaft von Frauen und Männern“

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„Manches mal klafft zwischen den gleichstellungspolitischen Zielen in unserer Kirche und der erlebten Realität ein Lücke“, konstatierte die hannoversche Bischöfin Margot Käßmann zur Rolle der Frauen in der Kirche in ihrem Bericht vor der Synode. Beschwerden von Frauen über Mobbing bis hin zu übergriffigem Verhalten müssten dazu führen, sich des Themas bewusst anzunehmen und transparent damit umzugehen.

Daher regte die leitende Theologin an, verbindliche Regelungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der hannoverschen Landeskirche zu schaffen. „Wir brauchen auch in unserer Landeskirche ein von der Synode beschlossenes Gleichstellungsgesetz, das dafür Sorge trägt, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern ein Teil des Auftrags zur Gestaltung von Kirche ist.“

In jedem Kirchenkreis sollten per Gesetz Gleichstellungsbeauftragte mit klaren Rechten und Pflichten berufen werden. Daneben sei in den sechs Sprengeln der Landeskirche eine Vertrauensfrau zu benennen, an die sich insbesondere Frauen wenden könnten, die berufliche Benachteiligung erlebten oder Erfahrungen mit Mobbing bzw. sexueller Belästigung machen mussten.

Diese Neuregelung ist aus Sicht Käßmanns auch deshalb notwendig, da im Rahmen der Stellenkürzungen im Landeskirchenamt das 1990 geschaffene Dezernat zur Förderung einer „Erneuerten Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche“ seit drei Jahren so nicht mehr besteht. Die bewährte Arbeit könne selbst annähernd nicht mehr durch andere Dezernate wahrgenommen werden. Da es aber wichtig sei, in diesem Bereich weiterhin Akzente zu setzen, müsse jetzt geprüft werden, wie die Arbeit fortgeführt werden könne.

„Wesentlich für die Gleichstellung ist, dass in Zukunft die Frauen einen gerechten Anteil an der Erwerbsarbeit erhalten und die Männer einen gerechten Anteil an der Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeit übernehmen“. Notwendig sei es, diese in Familien geleistete Arbeit gesellschaftlich aufzuwerten und Benachteiligungen - z.B. bei den sozialen Sicherungssystemen - abzubauen.

Ein Schlüsselthema in den Reihen der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes ist nach Ansicht Käßmanns die Zulassung von Frauen zum ordinierten Amt. „Nicht in allen lutherischen Kirchen werden Frauen ordiniert und eine Kirche hat die Frauenordination schlicht wieder „ausgesetzt““. Bei der ausschließlichen Besetzung von bischöflichen und anderen Leitungsämtern mit Männern spielten dabei oft nicht-theologische Gründe eine große Rolle.

In diesem Zusammenhang gedachte die leitende Theologin auch ausdrücklich der am 22. Mai 2008 verstorbenen ehemaligen Osnabrücker Landessuperintendentin Doris Janssen-Reschke. Sie war eine der ersten Pastorinnen der hannoverschen Landeskirche, wurde 1993 die zweite Superintendentin und übernahm 1998 als erste Frau das regionale bischöfliche Amt, aus dem sie 2007 in den Ruhestand verabschiedet wurde. „Für viele Frauen in unserer Kirche war sie eine Ermutigung“.