Anna Burmeister (Landeskirchenamt) berichtete über die erfolgreiche Durchführung der Kirchenvorstandswahlen 2024. Die Wahlbeteiligung konnte um 10 Prozent gesteigert werden (auf 25,37 Prozent). Der Blick auf die Entwicklung der Wahlbeteiligung seit 1970 zeigt, dass es sich dabei um eine Steigerung gegen den Trend handele. „Das Umfeld war schwierig. Die ForuM-Studie erschien Ende Januar mit der entsprechenden breiten Berichterstattung über Kirche im Zusammenhang der sexualisierten Gewalt“, analysierte Burmeister. Dennoch haben dank der allgemeinen Briefwahl fast 500.000 Menschen (65 Prozent) gewählt.
Briefwahl und Online-Wahl wurden sehr gut angenommen
„Die Briefwahl war besonders einfach für die Wahlberechtigten“, so Burmeister. Man musste keinen Antrag auf Briefwahl stellen und das Porto hat die Landeskirche übernommen. Auch die Fehleranfälligkeit bei der Stimmabgabe, konnte nach Vorbild der bayrischen Landeskirche dadurch reduziert werden, dass auf die schriftliche Versicherung zur persönlichen Stimmabgabe verzichtet wurde.
Auch zur Online-Wahl (Wahlbeteiligung 29,96 Prozent) habe es viele positive Rückmeldungen gegeben, wie einfach es gewesen sei, zu wählen. Das zeigt sich auch an der Alterstruktur der Online-Wählenden. „Nicht nur junge Menschen haben online gewählt, auch über-100-Jährige gaben ihre Stimme über das Internet ab“, berichtete Burmeister. Die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Winkhardt und Spinder aus Stuttgart sei gelungen, trotz der besonderen Herausforderungen kirchlicher Strukturen, mit denen die Firma bisher keine Erfahrung hatte. „Die Besonderheit war, dass wir 1.306 separate Wahlen durchzuführen hatten“, erklärte Burmeister.
Besonders die langfristige Planung und die frühzeitige Verabschiedung des neuen Wahlrechts im Frühjahr 2022 hätten es möglich gemacht, alles rechtzeitig vorzubereiten. „Besonders stolz bin ich, dass wir ohne zusätzliche Projektstellen oder teure Consultingagentur ausgekommen sind“, sagte Burmeister und erntete Applaus von den Synodalen.
Eine besondere Lernerfahrung sei es gewesen, sich an anderen Landeskirchen orientieren zu können. „Wir haben versucht, Fehler zu vermeiden, die anderswo passiert sind“, so Burmeister.
„Wir haben die Maxime beherzigt, immer an die Perspektive der Anwendenden und der Durchführenden zu denken; denn das sind selten Hochverbundene“, erzählte Burmeister. Verschiedene Formen der Unterstützung und Begegnung in Präsenz hätten dafür gesorgt, das Thema bekannt zu machen, Durchführende zu informieren und alle mitzunehmen. Dazu wurden rund 60 Veranstaltungen (35 in Präsenz) in Kirchenkreis-Konferenzen, in Kirchenkreissynoden und Wahlvorständen angeboten. Die zwölf Rundbriefe von März 2023 bis jetzt, die als E-Mail über die Kirchenkreisämter versandt wurden, sorgten für eine lückenlose Kommunikation. Einer der Briefe sei aufgrund des Hackerangriffs auf die IT des Landeskirchenamtes etwas zu spät versandt worden. „Gott sei Dank war die Onlinewahl nicht von dem IT-Crash betroffen“, so Burmeister.
Joachim Lau (Evangelische Medienarbeit) ergänzte: Die Entlastung an der Basis habe bei dieser Wahl besonders gut geklappt, „da wir so viel wie möglich zentral und so viel wie nötig dezentral“ organisiert haben.
Aussprache
In der anschließenden Aussprache wurde kritisch hinterfragt, ob eine Wahl wirklich notwendig sei, wenn es in zwei Dritteln der Kirchengemeinden genauso viele Kandidierende wie Plätze für zu Wählende gegeben habe.
Birgit Spörl (Sprengel Stade) berichtete, dass sie dazu ermutigt habe, trotzdem zu wählen, um wenigstens Rückenstärkung zu geben. Sie regte aber an, für die nächsten Wahlen noch einmal zu überdenken, ob unter solchen Bedingungen eine Wahl sinnvoll ist, oder ob das Verfahren geändert werden kann.
Joachim Lau ergänzte, dass auch die Möglichkeit, Stimmen zu kumulieren, eine Schwerpunktsetzung bei der Wahl ermögliche. Dr. Johannes Nikodemus Keymling (Sprengel Hannover) hingegen betonte, dass die Wahl kein Selbstzweck sei. „Ich glaube nicht, dass man an der Wahl festhalten muss, wenn es zu wenig Kandidierende gibt.“ Wichtiger sei es, funktionsfähige Kirchenvorstände für die Arbeit zu gewinnen.
Davon abgesehen lobte unter anderem Dr. Fritz Hasselhorn (Sprengel Osnabrück), dass die Durchführung dieser Wahl exemplarisch gezeigt habe, wie ein gelungenes Ineinandergreifen aus zentralen und dezentralen Maßnahmen die Basis entlasten könne. So käme man endlich weg von der Denkweise „die da oben und wir hier unten“ und das sei eine wirklich positive Lernerfahrung aus der diesjährigen Kirchenvorstandswahl.