Dramatischer Pastorenmangel in Sicht
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Schon in zehn Jahren könnte jede fünfte Pfarrstelle in der Landeskirche vakant sein, in 20 Jahren fehlen möglicherweise 44 Prozent des Pastoren-Nachwuchses. Der Vorsitzende des Ausbildungsausschusses, Michael Gierow (Zernien), zeichnete in seinem Bericht zur Personalentwicklung ein düsteres Bild. Die „dramatische Differenz zwischen Bedarf und Bestand“ stelle ernsthafte Anfragen an die Zukunft der Landeskirche, sagte Gierow. Um dem Problem zu begegnen, müsse „spürbar“ in die Gewinnung des theologischen Nachwuchses investiert werden.
Eine wichtige Rolle komme dabei der Pfarrerschaft vor Ort zu, heißt es in dem Bericht. Bei allen Belastungen, die das Pfarramt auch bedeute: Es sei „eine Freude, hauptamtlich gute Botschaft bringen zu können“, warb Gierow, der selbst in einem Pfarramt tätig ist, für das geistliche Amt. Pastorinnen und Pastoren, aber auch Mitarbeitende des Kreisjugenddienstes und Lehrkräfte sollten auf Kirchenkreisebene zu aktiven Multiplikatoren werden.
Die Erarbeitung eines Info-Materialfundus, „theologische Kurzakademien“ an Gymnasien und ein Freiwilliges Soziales Jahr in Kirchengemeinden wären Möglichkeiten zur Nachwuchsgewinnung. Zudem könnten etwa durch die Beibehaltung des Sprachlehrangebotes in Göttingen, durch eine verstärkte persönliche Begleitung der Studierenden, die verbesserte Kommunikation der studienbegleitenden Angebote und eine Entlastung der Studierenden bei den Studiengebühren zielführend sein, nennt der Bericht weitere Ideen.
Nach Berechnungen des Ausschusses würden die verschiedenen Maßnahmen, einschließlich der Errichtung einer Projektstelle zur Werbung um Theologie-Studierende, für den nächsten Haushaltszeitraum bis zu 750.000 Euro kosten. Der Aufwand erscheine im Verhältnis zu den nachwuchsfördernden Maßnahmen in anderen Berufsgruppen „moderat“.
Dass das Problem dringlich ist, bestätigte Landesbischof Ralf Meister: Es bestehe eine „gewisse Drastik“. Für die Synodalgruppe Lebendige Volkskirche (LVK) schlug Alwin Pfanne (Aurich) vor, über den Zweiten Bildungsweg so genannten Quereinsteigern einen Zugang ins Pfarramt zu eröffnen. Außer einem Freiwilligen Sozialen Jahr in Kirchengemeinden und kommunitären Einrichtungen der Landeskirche könnten junge Menschen auch über ein Stipendium für das Theologiestudium geworben werden. Das bestehende Pfarrverwaltergesetz, das Nicht-Theologen pfarramtliche Tätigkeiten ermöglicht, sollte nach den Vorstellungen der LVK „extensiver ausgelegt werden“. Rolf Bade (Hannover) bezeichnete die Aufgabe als das derzeit „kardinale Thema“ und schlug vor, die landeskirchliche Schülerarbeit bei der Werbung von jungen Menschen für kirchliche Berufe mit einzubeziehen.
Die Synode nahm den Bericht zustimmend zur Kenntnis. Die zuständigen Gremien sind nun gebeten, die erforderlichen Finanzmittel für die Jahre 2013/2014 nach Möglichkeit einzuplanen. Aufgrund entsprechender Anträge aus der Landessynode soll nun geprüft werden, unter welchen Umständen Quereinsteiger für den Pfarrdienst in Frage kommen könnten und ob Stipendien für Theologiestudierende motivierend sein würden. Auch die Idee des Freiwilligen Sozialen Jahres soll weiterverfolgt werden - es geht um jeweils 20 Plätze in "christlichen Lebenszentren" und Kirchengemeinden.
Michael Gierow (Zernien). Bild: Jens Schulze