Landesbischöfin: theologisch von Kindern lernen
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Landesbischöfin Margot Käßmann hat sich in ihrem Bericht nachdrücklich für die Säuglingstaufe ausgesprochen, „weil sie so wunderbar deutlich macht, dass Gott sich jedem Menschen zuwenden will, ohne eine zuvor erbrachte Leistung abzufragen“. In einem guten Taufgespräch könne und müsse allerdings geklärt werden, „dass die Taufe nicht eine magische Schutzfunktion darstellt, sondern ein Sich-Gott-Anvertrauen, ein Aufnehmen in den Segenskreis Gottes, in die Gemeinschaft mit Gott, eine Aufnahme auch in eine konkrete Gemeinde“. Säuglings- und Erwachsenentaufe sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Der vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD erhobenen Erkenntnis einer „gleich bleibend sehr hohen Taufbereitschaft evangelischer Kirchenmitglieder“ stellte Käßmann die gleichfalls erhobene Taufzurückhaltung nicht verheirateter evangelischer Mütter gegenüber. „Gibt es da eine nicht wahrgenommene Diskriminierung Alleinerziehender?“
Ausführlich hatte sich die Bischöfin zu Beginn ihres Berichtes mit biblischen Aspekten und theologischen Fragen einer „Kindertheologie“ beschäftigt. Das so genannte Kinderevangelium (Markus 10,13-16) sei vielfach idealisierend und rührselig missverstanden, seine sozialkritische Komponente jedoch übersehen worden. „Die grundlose Liebe Gottes, die den Kindern durch Jesu Reden und Handeln zugesagt wird, stellt die griechischen wie die jüdischen ‚Weltordnungen’ auf den Kopf“, zitierte Käßmann den Theologen Hans Ruedi Weber. Das Interessante an der Textstelle bei Markus sei, dass Kinder als Subjekte von Theologie vorgestellt würden: der kindliche Zugang zum Reich Gottes werde „nicht als defizitär dargestellt, sondern als geradezu vorbildlich“. Auch die biblische Rede von der „Gotteskindschaft“ meine als Begriff keine Entmündigung, sie bezeichne „eine Beziehungsrealität, die von Vertrauen geprägt ist“. Die „Elementarität des Zugangs, die Leiblichkeit des Denkens, die Radikalität des Fragens und die Verfremdung des Vertrauten“ seien besondere Leistungen der Kindertheologie, wie sie von Wilfried Härle erarbeitet worden ist. „Ich bin überzeugt, dass wir tatsächlich theologisch von Kindern lernen können“, bekannte die Mutter von vier Töchtern.
In ihren Ausführungen zum Thema Kinderabendmahl hob die Bischöfin die Taufe als alleinigen Zugang hervor und zeigte sich erfreut, „dass in unseren Gemeinden das Abendmahl mit Kindern inzwischen so weit verbreitet ist“. Bereits die 1979 von der Landessynode formulierten Grundsätze hätten klar gestellt, dass es keinen theologischen Grund gebe, „getaufte Kinder von einer Teilnahme am Heiligen Abendmahl der Gemeinde auszuschließen“.