Startseite Archiv Nachricht vom 03. Juni 2021

Gleichberechtigung

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Die Gleichstellungsbeauftragte der Landeskirche Hannovers, Pastorin Hella Mahler, hat in ihrem Bericht eine gemischte Bilanz über die Gleichstellung und Diversität der Landeskirche gezogen. „Gleichstellung ist nach wie vor Leitungsaufgabe.“ Bis zu einer Parität der Geschlechter sei es noch ein weiter Weg, so die Pastorin, die nach knapp zehn Jahren als Gleichstellungsbeauftragte in den Ruhestand geht.

Zugleich kritisierte sie die Entscheidung, zukünftig einen festgelegten Teil der Stabstelle Gleichstellung mit der Leitung der Fachstelle sexualisierte Gewalt zu versehen. Dies stelle eine de facto Kürzung der Gleichstellungsarbeit um ein Viertel und eine Verschiebung des Themas in den Hintergrund dar. Tatsächlich seien aber beide Themen jeweils prioritär und langfristig.
 
Auch die Corona-Pandemie und die Diskussion um Homeoffice hätten Auswirkungen auf Geschlechtergerechtigkeit gezeigt. Der Frauenanteil habe sich in der mittleren Leitungsebene in den vergangenen acht Jahren von 21 auf 25 Prozent gesteigert. Dies entspräche zwar dem Durchschnitt der EKD, sei von einer wirklichen Parität jedoch noch weit entfernt. Bei Wahlverfahren bestehe auch weiterhin die Gefahr, nicht nur die Kompetenz von Personen zu beurteilen, sondern dass auch unbewusste Vorurteile auf die Auswahl einwirken könnten.

„Kontinuierlich gestaltete Gleichstellungsarbeit verändert Strukturen und verringert unangemessene Machtverhältnisse. Gendergerechtigkeit bestärkt die Haltung, alle Menschen als Ebenbilder Gottes zu achten und zu würdigen“, heißt es im Bericht der Gleichstellungsbeauftragten. So verwies sie etwa auf das Ungleichgewicht bei den Superintendent*innenstellen.
 
Gleichstellungsarbeit gehe weiter, solange es noch Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gebe. Es gehe darum, Kirche gerecht zu gestalten. Genderkompetenz müsse dabei weiterhin Thema bei Fortbildungen seien. Es sei unerlässlich, dass sich viele unterschiedliche Akteur*innen in diesen Prozess einbringen. „Wir müssen Fragen stellen und mutig nach antworten suchen.“
 
Pastor Andreas Hannemann (Sprengel Stade) richrtete in der Aussprache den Blick darauf, warum es etwa bei den Wahlen für die Superintendenturen nach wie vor einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt: „Wir sollten die Synode auch dazu nutzen, uns das zu überlegen und wie sich das ändern lässt.“ Ein entsprechender Antrag wurde später mit großer Mehrheit an die Ausschüsse verwiesen.
 
Gabriele Furche (Sprengel Stade) und zugleich Leiterin des Kirchenamtes in Stade, kritisierte den Bericht: „Der war leider nicht so breit aufgestellt, wie ich mir das gewünscht hätte.“ In den kirchlichen Ämtern gebe es wenige männliche Mitarbeiter und „es hat sich viel relativiert“.
 
Pastorin Cordula Schmid-Waßmuth (Sprengel Hannover) griff die im Bericht erwähnte Anregung der Studentin Alisa Scholz auf, die Landeskirche könne die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnen. Mehr als 3.900 Unternehmen und Verbände, etwa Lidl, aber auch die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau hätten diese Charta bereits unterzeichnet. Der Antrag von Schmid-Waßmuth, nach dem sich die Ausschüsse über eine Mitgliedschaft beraten sollten, wurde mit großer Mehrheit angenommen und in die Ausschüsse verwiesen.
 
„Gleichstellung ist gleichbleibend wichtig und bedeutsam“, sagte die Präsidentin des Landeskirchenamtes, Dr. Stephanie Springer. Und diese dürfe auch nicht in Konkurrenz zum Thema der Diversität treten, so Springer, die auch als Mitglied dem Kuratorium der EKD für Genderfragen angehört. „Ich könnte mir gut vorstellen, die Beschäftigung von Frauen in der Führungsebene in der mittleren Weisungsebene voranzubringen.“ Es gehe weniger um individuelle Förderung und Mentorin, sondern um die Arbeit an Strukturen. Nicht nur, um Frauen den Weg in die mittlere Leitungsebene zu ebnen. Sondern weil Männer und Frauen in gleichem Maße Interesse haben an attraktiven, guten Arbeitsbedingungen.
Dr. Johannes Nikodemus Keymling (Sprengel Hannover) warf in der Aussprache die Frage auf, ob bereits in den Kitas auf eine gendergerechte Erziehung geachtet werde. „Das wesentliche Problem liegt viel früher und nicht erst bei einer Auswahl von Gremien.“
 
Für junge Menschen, so Pastorin Hella Mahler abschließend, stelle sich wieder die Gerechtigkeit, sobald Kinder da seien und eine Veränderung eintrete: „Wir dürfen auf allen Ebenen das Thema nicht verlieren.“ Alle seien aufgerufen, diese Stolpersteine der Gerechtigkeitsfragen wahrzunehmen.

Talk mit Hella Mahler

Kann man von Gott als Vater, als männlichem Wesen, sprechen? Könnte sie nicht auch eine Frau sein?
Sollte man als Frau Talar und Bäffchen tragen? Sich schminken?
Und wie auf das Recht bestehen, wenn frau Diskriminierung erfährt?

Diese und andere Fragen rund um das Thema Gleichberechtigung und Frauen im Pfarramt haben am ersten Abend der Synode Hella Mahler, Gleichstellungsbeauftragte und pastorale Pionierin, und Vikarin Mona Bürger auf Instagram mit Moderatorin Katharina Schreiber-Hagen (ekn) diskutiert. Hier können Sie das entstandene Video jederzeit ansehen.