Startseite Archiv Bericht vom 06. Mai 2015

„Es geschieht viel“

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„Die Hilfe für Flüchtlinge ist eine Querschnittsaufgabe, die die ganze Gesellschaft betrifft.“ Das betonte der Diakonie-Dezernent des Landeskirchenamtes, Dr. Christoph Künkel, in seinem Bericht vor der Landessynode. Für die Kirche sei die Zuwendung zu Flüchtlingen biblisch begründet und, wie jedes diakonische Handeln, eine Frage der Spiritualität, aber: „Wir dürfen den Staat nicht aus seiner Verantwortung entlassen“.

Der Direktor des Diakonischen Werkes Niedersachsen ergriff in dem Zusammenhang Partei für die klammen Städte und Kommunen. Um die angemessene Betreuung der Flüchtlinge und insbesondere die Sozialarbeit zu gewährleisten, seien „weitere Mittel vom Bund dringend nötig“. Auch angesichts der begrenzten Kapazitäten des Bundesamtes für Migration äußerte Künkel Kritik: „Mir ist völlig unverständlich, warum die Bundesregierung hier nicht nacharbeitet.“ Das Bundesamt könne jährlich 60.000 Asylanträge bearbeiten, während in diesem Jahr 300.000 Anträge erwartet würden.

Exemplarisch für die Aktivitäten von Kirchengemeinden nannte Künkel Internationale Cafés, Fahrrad-Werkstätten, Sprachkurse und Patenschaften. In einem Kirchenkreis seien neun von 18 Gemeinden in der Flüchtlingsarbeit aktiv. „Es geschieht viel“, resümierte Künkel. Zudem lade das Haus Kirchliche Dienste regelmäßig zum Erfahrungsaustausch ein, eine Broschüre zur Flüchtlingsarbeit biete Unterstützung, das Diakonische Werk beantworte Einzelfragen. Schließlich gebe es Flüchtlingsarbeit in Trägerschaft der Diakonie, wie etwa im Falle des Aufnahmelagers in Osnabrück.

Künkel dankte der Synode, die zur Förderung der Flüchtlingsarbeit pro Haushaltsjahr 300.000 Euro zur Verfügung gestellt hat. Bei Bedarf könnten auf Antrag zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden. Dabei gehe es nicht in erster Linie um Finanzen. „Menschen begegnen Menschen, darum geht es“, sagte Künkel.

Dabei sah Künkel in seinem Ausblick eine Herausforderung: „Wie kann die vielfach von Freiwilligen geleistete Arbeit langfristig gesichert werden?“ Die Flüchtlingsarbeit werde noch mindestens zehn Jahre nötig sein, dementsprechend bedürfe es eines nachhaltigen Engagements. „Sonst kippt das Klima“, warnte Künkel. Zudem sei zu bedenken, wie sich Kirchengemeinden durch die Arbeit mit Flüchtlingen verändern: „Was verstehen wir theologisch unter Integration“, warb Künkel für eine Verständigung in dieser Frage.

Dass engagierte Freiwillige unter Umständen Supervision brauchen, wurde auch in der anschließenden Aussprache deutlich. So fragte beispielsweise Superintendent Ottomar Fricke (Kirchenkreis Walsrode): „Wie können Ehrenamtliche betreut werden, wenn sich ein Flüchtling das Leben nimmt?“ Coachings könnten aus Diakoniekollekten finanziert werden, sagte Künkel. Auch das Diakonische Werk stelle für die Einzelfallhilfe Mittel zur Verfügung.

Neue Entwicklungen

Im Landkreis Göttingen könnten Flüchtlinge, die keine Papiere und keinen sicheren Aufenthaltsstatus haben, schon bald ohne Angst vor Abschiebung zum Arzt gehen.

„Für diese Menschen, die aus Angst vor Abschiebung nicht zum Arzt gehen, müssen wir eine Lösung finden außerhalb des bestehenden Systems“, heißt es dazu in dem Beschluss des Göttinger Kreistages. Deutschland habe sich in völkerrechtlich bindenden Abkommen zum Menschenrecht auf Zugang zur gesundheitlichen Versorgung bekannt.