Startseite Archiv Bericht vom 07. Mai 2015

Bischofsbericht VIII

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Erstmals beendete Ralf Meister, Bischof der hannoverschen Landeskirche, seinen Bericht vor der Landessynode nicht mit einem Halleluja. Er erinnerte vielmehr an das Ende des 2. Weltkrieges vor genau 70 Jahren am 8. Mai 1945.

„Wir sind behaftet in Deutschland mit der Geschichte. Die Antworten auf die zwöf Jahre nationalsozialistischer Herrschaft prägen unser Nachdenken, sie prägen unsere Kultur, unser Recht, unsere Politik.“ Die Kirche sei bleibend herausgefordert, der Opfer zu gedenken und gegen jede Form des Nationalismus „sensibel“ zu sein. Verantwortung der Kirche sei es zudem, das Böse zu überwinden. „Dies bleibt ein mühsames Werk.“

Eine Stimme der Opfer stellte Ralf Meister an das Ende seines Berichts: Worte der Literaturnobelpreisträgerin und jüdischen Autorin Nelly Sachs.

„Die Toten, die schweigenden Herolde rufen euch!
Sänger Israels, was zögert ihr?
Längst ist der Strick zerrissen
Der Eimer im Brunnen ertrunken –
Die güldene Schale zerbrochen.
Töpfer, bildet Krüge aus neuem Ton
O ihr Sänger der Erde,
Fischer auf der Brücke zwischen Nacht und Dämmerung,
wo ist Israel mit seinem Fang aus Tränenmeer?
Davids liebliche Geschwister,
die Vögel Israels schweigen.
Leer ist eine Stelle, musiklos
In der blauen Luft
Im Gesang der Völker fehlt euer sanftes Dunkel!
Durch der Jahrtausende Echoberge
Schluchzt Davids Saitenspiel
Einsam.
Ihr Sänger Israels
Verwest am Leide war eure Stimme
Wie das Samenkorn verwest
Zur neuen Geburt.
Sänger Israels, sausende Muschel
Des Sphärengesangs
Schlafende Seele
Singe!“