Startseite Archiv Bericht vom 07. Mai 2015

Bischofsbericht I

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In die aktuelle Debatte um die Bedeutung des Alten Testaments für die Kirche hat auch Landesbischof Ralf Meister in seinem Bericht vor der Landessynode in Hannover eingegriffen.
„Das Neue Testament führt nicht aus dem Alten heraus, es führt vielmehr Menschen aus den Völkern in das Alte Testament hinein und eröffnet ihnen einen Weg zu Israels Gott. Und in diesen Weg sind Christinnen und Christen hineingenommen.“

Damit reagierte Meister auf die vom Berliner Theologen Notger Slenczka angestoßene Debatte um die Bedeutung des Alten Testaments für die christliche Verkündigung.
Slenczka selber wisse, so Meister, das manche seiner Thesen zum Verhältnis von Kirche und dem Alten Testament „hochproblematisch“ seien. Der Professor der Humboldt-Universität kalkuliere, dass eine „Herabstufung“ des Alten Testaments ein bewusster Affront im jüdisch-christlichen Dialog sei. „Die systematische Abtrennung von diesen Texten oder ihre kategoriale Neubestimmung bleibt somit nicht nur eine Frage christlicher Identitätsbildung, sondern hatte und hat Auswirkungen für das Verhältnis der Kirche zum Judentum. Auch wenn Slenczka das Alte Testament nicht aus der Bibel entfernen möchte, will er diesen Texten einen Rang geben, der anderen Büchern der Bibel zukommt, die kaum eine Verwendung innerhalb der Liturgie oder Verkündigung erhalten.“

Die Spannung, in der die christliche Kirche zur jüdischen Religionsgemeinschaft bleibe, sei nicht zu nivellieren. „Denn für das Judentum ist allein das Alte Testament identitätsstiftend.“ Aber sie sei mitnichten ein Grund, „das Alte Testament aus dem Kanon herauszunehmen, sondern eine ständige Herausforderung für die Interpretation biblischer Texte und eine Quelle für Auslegung und Predigt.“

In der momentan sich in der Erprobung befindlichen neuen Perikopenordnung - der Texte also, die in den sonntäglichen Gottesdiensten gepredigt werden - würde es vielmehr eine Aufwertung der alttestamentlichen Abschnitte geben. „Das heißt, von einem grundlegenden Abstand zum Alten Testament kann innerhalb des faktischen Umgangs mit den Texten in der Kirche keine Rede sein.“ Es gehe vielmehr darum, „den Tisch des Gotteswortes reicher zu bereiten“.

In diesem Zusammenhang würdigte Meister auch die Arbeit des „Instituts Kirche und Judentum“ an der Berliner Universität, das durch landeskirchliche Spendengelder unterstützt werde. „Von dort muss auch für die nächste Generation der Theologiestudierenden das Signal hörbar bleiben, wie ein neues Verhältnis von Kirche und Judentum theologisch verantwortlich begründet und gestaltet werden kann.“

In der Aussprache warnte Jonas Jakob Drude (Göttingen) vor einer vorschnellen Beurteilung: „Man mus bei der Debatte um die Stellung des Alten Testamentes vorsichtig sein, dies als antijudaistisch abzutun. Schließlich werden die Texte aus dem Alten Testamentes zu hohen christlichen Feiertagen christlich gedeutet."

„Es geht um eine Grundfrage, wenn Christen darüber diskutieren, wie sich die beiden Teile der Bibel zu einander verhalten", so Dr. Florian Wilk (Göttingen). „Auf diese Frage muss man eine Antwort finden. Die christliche Lesart des Alten Testamentes birgt die Gefahr, dass man nicht wahrnimmt, dass der hebräische Teil der Bibel in einem anderem Verständnis geschrieben wurde, eben nicht in einem christlichen."
 

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